In vielen Zeltlagern und auf Freizeiten darf sie nicht fehlen: die Mutprobe. In der Nacht müssen die Kinder durch den dunklen Wald laufen – der dunkle Weg nur markiert mit einem Seil oder mit Knicklichtern. Und dann plötzlich ein Knacken, jemand rennt vorbei, ein Lichtstrahl, BAAAAAAAAAAAAAHHHHHH. Auch das Kind muss schreien, es zittert und beginnt zu weinen.
Für Mutproben werden oft die unterschiedlichsten Überraschungen im dunklen Wald versteckt: Glibberige Spinnennetze, Wasserfallen, gruselige Töne und vieles mehr. Das Ziel hinter all diesen Hindernissen: Angst provozieren.
Vor Allem für die jüngeren Teilnehmer ist die Mutprobe eine große Herausforderung. Viele haben schon vor Beginn „die Hosen voll“. Sie versuchen schon vor Beginn der Mutprobe dem Gruppenleiter Details zu entlocken, wie sie möglichst harmlos durch die nächtliche Aktion kommen. Oder sie versuchen alles, um nicht daran teilnehmen zu müssen.
Manche Gruppenleiter scheinen geradezu ein sadistisches Gefallen daran zu finden, Kinder so richtig zu erschrecken und zu verängstigen. Warum? Vielleicht als Rache am Ende der Freizeit für all die verbrauchte Energie, die die Kids den Betreuern abverlangt haben?
Ich frage mich: Ist es richtig, Kindern Angst zu machen? Ich glaube nein. Jugendarbeit bedeutet für mich, eine Beziehung auf Augenhöhe mit den Kindern und Jugendlichen aufzubauen. Wir wollen sie zu selbstbewussten jungen Menschen machen und sie in ihre Fähigkeiten stärken.
Und: Was haben wir Gruppenleiter davon, wenn wir Kindern Angst vor dem Wald machen? Der Wald kann für Kinder ein echtes Erlebnis sein – ein besserer Spielplatz als es jeder Erlebnisspielplätze einmal sein kann.
Wir sollten Kindern in der gemeinsamen Zeit im Ferienlager diesen wunderbaren Lebensraum näher bringen und ihnen Mut machen, sie bestärken in ihrem Tun und ihre Kreativität fördern. Und das eben auch im Dunkeln, im Wald oder am schummerigen Lagerfeuer. Durch Mutproben und Gruselpfade können wir genau das Gegenteil erreichen.
Ich verurteile keine Aktionen, die mit einem Gruselfaktor spielen; Kinder aber soweit zu treiben, dass sie weinen müssen, Angst haben und sich unwohl fühlen, kann nicht Aufgabe und Sinn von wertschätzender Jugendarbeit sein.
Gute Ideen für tolle Nachtaktionen für Kinder sind in dieser Kategorie zu finden.
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Mehr dazu findet ihr auch in dieser Ausgabe des Jugendleiter-Podcasts:
Ich denke auch, dass Nachtwanderungen ein wunderbares eindrückliches Erlebnis für die Kids sein können. Sie werden davon schwärmen! Und für viele Kleinere ist es auch schon eine Mutprobe “nur” eine Nachtwanderung mit vielleicht ein paar Fackeln durch einen Wald zu machen.
Wenn man etwas größere Kids hat kann man bestimmt auch einen “Mutweg” einbauen, der gekennzeichnet (oder genau abgesprochen) ist, den sie dann alleine gehen (wenn sie wollen!).
Aber mehr braucht man meiner Meinung nicht, denn erschreckt zu werden gefällt nicht nicht allen Kids und es können auch nicht alle damit umgehen. Und man möchte ja keine Nachtaktion zum Negativ-Eindruck-Nr.1 machen. Wenn es auf einer Freizeit ein paar “ganz harte (Jungs)” gibt, die damit kein Problem haben erschrocken zu werden (vorher einzeln mit den Kids absprechen) kann man ja mit der Kleingruppe ein kleines Extraprogramm machen. Aber auch dann sollte es noch in einem bestimmten Rahmen bleiben und einen Abbruch, wenn es einem Kind zuviel wird!
Stephan