Als Jugendleiter sind wir oft nicht nur Ansprechpersonen und Ratgeber für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Eltern und Erziehungsberechtigte. Eltern wenden sich an uns und wollen unsere Meinung und Expertise. Wo dies möglich und sinnvoll ist – und wo wir uns vielleicht auch auf dünnes Eis bewegen, möchte ich in diesem Artikel genauer anschauen.
Thema: Kindeswohl
Insbesondere wenn Jugendliche in die Pubertät kommen, führt dies vermehrt zu Streit und Unverständnis auf Seiten der Eltern und der Jugendlichen. Was treibt das eigene Kind um? Geht es ihm gut? Warum nabelt es sich von zuhause ab? Typische Fragen von Eltern, die ihr bestimmt auch noch kennt. Als Jugendleiter haben wir oft einen anderen, informelleren Zugang zum Jugendlichen. Er vertraut sich uns an und ist in der Jugendarbeit frei und autoritären Systemen.
Wenn sich Eltern an Jugendleiter wenden und wissen wollen, wie es dem eigenen Kind geht, ist dies erst einmal nicht verkehrt und gefährlich. Ihr könnt aus meiner Sicht offen damit umgehen und euren Eindruck schildern.
Aufpassen würde ich in dem Moment, in dem sich der Jugendliche euch im Vertrauen herangezogen hat und über Privates und Intimes gesprochen hat. Denn: Dann seid ihr eine besondere Vertrauensperson und solltet diese Gespräche für euch behalten.
Natürlich könnt ihr verallgemeinert und unkonkret auf die Inhalte eingehen – bedenkt aber immer die vertrauensvolle Beziehung, die ihr zum Jugendlichen habt.
Thema: Nachhilfe & Schule
Schneidet das eigene Kind in der Schule nicht mehr all zu gut ab, haben Eltern oft Angst um die Zukunft ihrer Kinder. Sie suchen dann ggf. Nachhilfelehrer. Wenn Jugendleiter selbst noch zur Schule oder an die Uni gehen, und sich gerne ein wenig dazu verdienen wollen, kann so bei einer Übereinkunft für beide Seite eine win-win-Situation entstehen. Wenn ihr keine Nachhilfe selbst anbieten wollt, könnt ihr Eltern aber dennoch Hilfe bieten, in dem ihr Tipps und Kontakte vermittelt.
Möglich ist dann zum Beispiel der Verweis auf Nachhilfe-Angebote im Internet. Schön ist an solchen Angeboten insbesondere, dass durch den Skype-Kontakt die Nachhilfe nicht durch Videos oder einfache Online-Tests erfolgt, sondern der Schüler mit echten Menschen interagieren kann.
Auch kann ein Gespräch zu Dritt, also Eltern, Jugendlicher und Jugendleiter ein schöner Weg sein, um gemeinsam zu überlegen, wie schulische Probleme behoben werden können. Dabei kann erarbeitet werden, ob ein Nachhilfelehrer hilfreich ist, oder andere Wege zu einer Entlastung und Verbesserung in der Schule führen könnten.
Thema: Berufswahl
Nach der Schule kommt der Job – oder das Studium. Wenn Kinder und Jugendliche nicht wissen, wie es für die Sprösslinge nach der Schule weitergehen soll, können Jugendleiter aus ihrer Perspektive auf das Kind bzw. den Jugendlichen blicken und Ratschläge geben. Während Eltern oft nur einen Teil der Persönlichkeit ihres Kindes erleben, können Jugendleiter durch gemeinsame Freizeiten und Fahrten den Jugendlichen erleben und seine Stärken und Talente bewerten.
Daher kann ein Jugendleiter neue Perspektiven den Eltern aufzeigen, die sie selbst vielleicht nicht sehen. Hierbei nimmt der Jugendleiter aber auch wieder vielmehr eine beratende Funktion ein, die den Jugendlichen in Schutz nimmt – und seine Interessen in den Vordergrund stellt.
Thema: Engagement
Jugendleiter können Eltern auch sehr gut im Bereich ehrenamtliches Engagement beraten. Gibt es Einstiegsmöglichkeiten für den Jugendlichen zum Beispiel in die Jugendarbeit des Verbandes? Welche Betätigungsfelder sind da möglich und wie kann ein Einstieg gut gelingen?
Jugendleiter sind diesen Weg selbst gegangen und wissen, was gut (und vielleicht auch nicht so gut) für einen Start als Jugendleiter oder allgemein Ehrenamtlicher ist. Sie wissen, wie sich ein Jugendlicher bereits durch Engagement für die Gruppe hervorgetan hat und kann Wege aufzeigen, wie so erste Schritte als engagierter junger Mensch gegangen werden können.
Wenn der eigene Arbeitskreis aktuell nicht der richtige Platz für das Engagement des Heranwachsenden ist, so können durch Kontakte zu anderen Verbänden, Jugendringen oder Organisationen aber sicher dennoch Handlungs- und Betätigungsfelder aufgezeigt und Kontakte vermittelt werden.
Thema: Bezug zur Lebenswelt
Nicht zuletzt können Jugendleiter Ratgeber für Eltern sein, um die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen zu erklären: Warum nutzen Kinder heute immer stärker Smartphones? Welche Apps sind gerade angesagt und was sind vielleicht Risiken dabei?
Wir als Jugendleiter sind näher an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen dran als es Eltern oft sind. Wir können erklären, vermitteln und Tipps und Ratschläge geben. Wir sind damit Bezugsperson und können Ängste nehmen und Tipps und Ratschläge geben.
Ich selbst habe beispielsweise mehrere Vorträge vor Eltern gehalten und die aktuellen Trends im Bereich soziale Netzwerke erklärt. Dabei habe ich nicht nur Chancen und Risiken abgewogen, sondern auch versucht, die Bedeutung sozialer Medien für Kinder und Jugendliche herauszuarbeiten.
Jugendleiter können also das Verhalten und die Wünsche von Jugendlichen einordnen und aus einer anderen Perspektive erläutern und den Eltern näher bringen. Dabei wäre ich immer vorsichtig mit zu starken Wertungen und Überzeugungsversuchen.
In welchen Bereichen berätst und unterstützt du die Eltern deiner Gruppenkinder und -jugendlichen?