Ein Gastbeitrag von Jasmin Helm und Maximilian Voigt, Projektmanager*innen für Kommunikation bzw. Making & Community im Projekt Demokratielabore.
Die Nutzung von Medien gehört zum Alltag junger Menschen und beginnt bereits im Kindesalter, denn unabhängig von sozialer Stellung, Geschlecht oder Herkunft vereint Jugendliche vor allem eines: Sie leben online. Bereits 94 Prozent der 10- bis 11-Jährigen nutzen regelmäßig das Internet und Jugendliche ab 16 Jahren sind alle online. Allerdings führt eine wachsende digitale Teilhabe und Beschäftigung mit Technologie nicht zwangsweise auch zu einer wachsenden sozialen Teilhabe: “Es sind eher die Jüngeren, Höhergebildeten, Einkommensstärkeren, die auf das Internet zugreifen”. Um diesem Problem entgegenzutreten, bedarf es einer Befähigung und Aktivierung breiter junger Zielgruppen aus unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen, sowohl in städtischen als auch ländlichen Regionen. Wichtig ist hierbei nicht nur die reine Vermittlung von digitalen Kompetenzen, sondern der Transfer in die Gesellschaft und Demokratie. Denn obwohl moderne Technologien und ihre konsumorientierte Nutzung bereits weit verbreitet sind, hinkt die gesellschaftliche Gestaltung der digitalen Revolution noch weit hinterher. Hinzu kommen aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Phänomene wie “Fake News”, “Hate Speech” oder Populismus, die ein Handeln der demokratischen Gesellschaft zwingend erforderlich machen.
Noch gibt es wenige Angebote, die auf diese Entwicklungen eingehen und Jugendliche unterschiedlicher Gruppen abholen. Es mangelt an konkreten Konzepten, in dessen Rahmen sich Jugendliche mit digitalen Mitteln in Fragen des demokratischen Zusammenlebens einmischen und Technologien als aktives Gestaltungsmittel einzusetzen lernen.
Hinzu kommen die Herausforderungen des demografischen Wandels: Als Vertreter*innen der kleinsten sozialen Gruppe in einer alternden Gesellschaft müssen Jugendliche größere Anstrengungen unternehmen, damit ihre Themen und Interessen im öffentlichen Raum wahrgenommen und öffentliche Diskurse um die Perspektiven junger Menschen bereichert werden. Hier braucht es also unterstützende Formate, die Jugendlichen dabei helfen ihre Interessen öffentlich sichtbar zu machen und ihnen Gehör verschaffen.
Von Game Jam bis Cybertrolle – Workshops für Jugendliche
An dieser Stelle setzt das Projekt “Demokratielabore” des Open Knowledge Foundation Deutschland e.V. an: Wir wollen junge Menschen dazu ermutigen, sich mit Hilfe von digitalen Kompetenzen, Werkzeugen und Technologien selbstbestimmt und aktiv an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen, indem wir ihnen einen Experimentierraum bieten, sich spielerisch mit der Wirkung und Funktionsweise digitaler Werkzeuge auseinanderzusetzen. Dazu haben wir verschiedene Workshops entwickelt, in denen Jugendliche unter konkretem Einbezug ihrer Lebenswelt in die Rolle von Nachrichtenredaktionen schlüpfen können, lernen wie
man den öffentlichen Raum positiv einnimmt, mit eigenen digitalen Spielen seine Meinung ausdrückt oder Cybertrolle mit Argumenten besiegt. Die Workshops finden in außerschulischen Jugendeinrichtungen und Jugendbildungsstätten in ganz Deutschland statt. Bei jeder Workshopdurchführung schulen wir auch die pädagogischen Fachkräfte vor Ort, damit sie die Formate jederzeit eigenständig und unkompliziert selbst umsetzen können. Dazu stellen wir alle Materialien online unter einer freien Lizenz kostenfrei zur Verfügung und sichern somit die Nachnutzbarkeit der Workshopformate. Alle Workshops sind außerdem so konzipiert, dass sie flexibel an die jeweiligen Gegebenheiten des Veranstaltungsortes angepasst werden können. So ist beispielsweise auch ein Tutorial dazu entstanden, wie man am besten unseren Workshop “Game of Thoughts” in einem Zeltlager durchführt.
Um dieses Angebot zu verstetigen, starten in den kommenden Wochen und Monaten kleine Digital-AGs an unterschiedlichen Orten in Deutschland. Digital-AGs sind regelmäßige Treffen in lokalen Jugendeinrichtungen, in denen sich junge Menschen und interessierte Fachkräfte gemeinsam über digitale und gesellschaftliche Themen austauschen und dazu Spiele entwickeln, Workshops gestalten oder in Fachmagazinen stöbern können. Anhand eines selbstgewählten Schwerpunktthemas wie z. B. Datenjournalismus, Nachhaltigkeit, Making oder Coding arbeiten sie circa sechs Monate lang an konkreten eigenen digitalen Projekten. Dabei werden sie von uns u. a. durch Selbstlernmaterialien, Hardware und Kontakten zu Referent*innen unterstützt und begleitet.
Wer kann teilnehmen?
Die Demokratielabore richten sich an Jugendliche zwischen 12 und 21 Jahren und an pädagogische Fachkräfte der außerschulischen Jugendarbeit in ganz Deutschland. Für die Teilnahme sind keine Vorkenntnisse nötig, jede*r ist herzlich eingeladen mitzumachen! Alle Angebote sind kostenfrei.
Weitere Informationen: www.demokratielabore.de,
Facebook: https://facebook.com/demokratielabs,
Twitter: https://twitter.com/demokratielabs,
Instagram: https://instagram.com/demokratielabs
Kontakt:
Markus Neuschäfer, Projektleiter der Demokratielabore: info@demokratielabore.de
Die Demokratielabore werden vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wird.
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Titelbild: CC BY 4.0, Open Knowledge Foundation Deutschland e.V., Foto: Leonard Wolf