Halte deine Augen geschlossen und tauche tief in deine Phantasie ein, bis die Umgebung um dich herum vollkommen ausgeblendet worden ist. Begib dich nun tief hinab in die verborgenen Winkel deiner Gedankenwelt und stelle dir einen Ort mit glühend heißem Sand vor.
Du befindest dich nun im frühen Orient des mittelalterlichen Morgenlandes inmitten eines Basars, wo Händler mit dunklen Bärten ihre Ware aus voller Kehle lauthals anpreisen. Fremdartige Düfte von exotischen Waren vermischen sich zu einem angenehmen Geruch, und du staunst über die Vielfalt der dort feilgebotenen Waren. Auf den Marktständen findest du neben opulentem Schmuck und kostbarer Kleidung unterschiedliche Sorten von Käse, Fisch, Reis, Datteln und anderen Früchten. Überall herrscht reger Handel.
Die fremde Kultur fasziniert dich und gerade, als du einen Schritt zurückweichst, um dem Gedränge der Menge zu entkommen, stolperst du fällst über einen zusammengerollten, alten Perserteppich. Ein alter Mann lächelt geheimnisvoll und redet in einer dir unbekannten Sprache auf dich ein. Du bemerkst, dass er auf seinem Platz prunkvolle Teppiche verkauft, die in leuchtenden Farben und in einem prachtvollen, gewebten Muster angefertigt wurden. Nach einer Weile wird dir klar, dass er dir den alten Teppich schenken möchte, weil es sich wohl um ein fehlerhaftes Erzeugnis handelt. Du bedankst dich und beschließt den Basar zu verlassen.
Mit dem Teppich unter dem Arm irrst du eine Weile umher, bis du müde geworden bist. Im Schatten einer Palme lässt du dich nieder, breitest den Teppich aus und nutzt ihn als Unterlage um dich auszuruhen. Doch gerade in dem Moment als du dich hinlegen möchtest, hebt der Teppich vom Boden ab und reißt dich mit hoch in die Lüfte, wo er einige Meter über dem Erdboden schwebend verharrt. Du sitzt auf dem ungewöhnlichen Flugobjekt, welches das Gewicht deines Körpers mühelos zu tragen scheint und spürst den sich wölbenden Stoff unter deinen Beinen und deinem Gesäß.
Als sich der fliegende Teppich erneut in Bewegung setzt, flattert dieser aufgrund einer Windböe und ein leicht mulmiges Gefühl überkommt dich, während du den warmen Wind an deinen Wangen spürst, der dir etwas Wüstensand entgegenbläst. Auf der Oberfläche des Teppichs sitzend, verlierst du deine Angst ganz plötzlich, weil du feststellst, dass dich irgendein unsichtbarer Zauber festhält und daran hindert, dass du hinunterfällst. Während du über die höchsten Dächer der orientalischen Stadt fliegst, genießt du den Ausblick und das Gefühl von Unbeschwertheit sowie die unvergleichliche Freiheit die Welt von hoch oben aus dieser einzigartigen Perspektive wahrzunehmen.
Die Reise mit dem mythischen Teppich führt in entlegene Gegenden rund um die Welt über Täler mit steinalten Ruinen und Schlössern in denen noch echte Prinzessinnen residierten. Hoch am Himmel fliegend erkennst du gerade noch umherziehende Karawanen und ganze Heere die Ritterburgen belagern, die dir nun unglaublich winzig erscheinen. Manche Orte wirken gespenstisch auf dich und du bist froh, dass du hier nicht absteigen musst und sicher im Schoße des Teppichs verweilst.
Während dem Flug überkommt dich ein Gefühl von Zeitlosigkeit. Du könntest nicht sagen, in welcher Epoche du dich befindest. Gegenwärtig fliegst du über hohe Gebirgsschluchten eines tiefliegenden Canyons, und du staunst über die Ödnis dieses Landes. Einen gefühlten Augenblick später öffnet sich kurzzeitig ein unsichtbarer Tunnel in der Luft, und eine schneidend kalte Luft strömt in dein Gesicht. Kurz darauf erblickst du die karge Eiswüste der Antarktis, die sich in bedrohlicher Größe vor dir ausbreitet. Ein heftiger Schneesturm tobt, doch der magische Teppich bietet dir offenbar Schutz vor den eisigen Temperaturen dieses Kontinents, die dort im Schnitt etwa bei -55° liegen. Ein Wärmefeld umgibt dich, denn du siehst wie der Schneesturm kleine Eiskristalle daran abprallen lässt. Aus dem Meer ragen gigantische Tafeleisberge, die regelmäßig von den Gletschern abbrechen und im Meer treiben. Auf dem Land tummeln sich putzige Kaiserpinguine im Schnee, die sich durch trompetenartige Rufe bemerkbar machen.
Nach einer Weile gewöhnst du dich an die Schneelandschaft, und du bewunderst das durch die Sonne hervorgerufene Schneeglitzern und die natürlichen Eisskulpturen, welche die Natur im Laufe ihrer Geschichte hervorgebracht hat.
Die frische Luft hat dich munter gemacht und deine Sinne geschärft, doch auf das, was jetzt kommt, bist du nicht vorbereitet. Die Flugrichtung des Teppichs neigt sich gen Meer, und gerade als du lautstark protestieren möchtest und Panik bekommst, durchdringt dein ungewöhnliches Flugobjekt die Meeresoberfläche und befördert dich in die Tiefen des Ozeans. Wenn es das magische Schutzschild nicht geben würde, das sämtliches Wasser von dir abweist und dir Luft zum Atmen spendet, könntest du hier unter normalen Umständen nicht überleben.
Die Reise führt direkt in die Tiefsee, wo du bizarre und zugleich faszinierende Tiere wie den Drachenfisch und den Kragenhai siehst. So sehr du den bisherigen Teil deines Fluges genossen hast, bist du dir schon bald sicher, nicht länger hier unten in den unheimlichen Regionen der Tiefsee bleiben zu wollen. Glücklicherweise dauert es nicht lange, bis du wieder in seichteres Gewässer auftauchst. Du bist erleichtert und genießt den Anblick einer schillernden Unterwasserwelt mit Korallen und ganze Schwärme von farbenfrohen Fischen. Als der Teppich auftaucht, spritzt Wasser in die Luft, und eine Gruppe von Delfinen schwimmt fröhlich vorbei.
Nach einer Weile fühlst du dich mit dem Teppich verbunden und hast überhaupt keine Angst mehr. Bei einem Flug über den tropischen Regenwald staunst du über die rund sechzig Meter hohen Baumriesen, die in dem dortigen Urwald wachsen. Schimpansen springen von Baum zu Baum und sind dabei lustig anzusehen.
Der letzte Abschnitt deiner Flugreise führt direkt in das Universum. Du fliegst mit deinem Teppich immer höher in den Himmel, bis ihr die Umlaufbahn der Erde verlasst und zu den Sternen im Universum gelangt. Doch damit startet ein neues Abenteuer, das du heute in der Nacht, alleine in deinen Träumen fortsetzen kannst.