Lisa mag den Herbst nicht. Auch in den Herbstferien, die vor zwei Tagen begonnen hatten, kann sie keinen Gefallen an den trüben Tagen finden. Ihre beste Freundin ist mit ihren Eltern nach Spanien geflogen und nun weiß sie vor lauter Langeweile nicht, was sie mit sich anfangen soll. Genervt geht sie in ihrem Zimmer hin und her, schaut aus dem Fenster, macht das Radio an und dann direkt wieder aus.
„Dann gehe ich halt baden“, denkt sie sich und geht ins Badezimmer. Sie stellt die Heizung auf die höchste Stufe, legt ein Handtuch vor die Badewanne und dreht das heiße Wasser auf. Sie entscheidet sich für ein Schaumbad mit Sommerblumenduft und gibt reichlich davon in die Badewanne.
Von ihrem Zimmer aus kann sie das plätschernde Wasser hören. In ihrem Kleiderschrank sucht Lisa nach ihrem kuscheligen Hausanzug, schlüpft in die Pantoffeln und geht zum Badezimmer. Was ist das? Sie kann die Tür nicht öffnen. Immer wieder rüttelt sie an der Türklinke und drückt mit der Schulter gegen die Tür.
Nichts! Nun fällt ihr auf, dass das Wasser nicht mehr plätschert. Leise und ängstlich entringt sie sich ein „Hallo?“. Um im selben Moment zu denken, wie dumm das doch ist. Nun versucht sie es nochmal und fällt mit Schwung in das Bad, während die Tür im gleichen Moment wieder hinter ihr zuschlägt und ins Schloss fällt.
In der Badewanne sitzt ein riesiges Monster, das mit jedem Wassertropfen, der aus dem Hahn kommt, größer wird. Es hat gelb blitzende Augen, riesige Hände mit langen Fingern und ein großes Maul, aus dem es erbärmlich stinkt.
„Was willst du? Willst du etwa in mir baden?“, brüllt das Monster sie mit tiefer Stimme an, während es schon bis unter die Decke gewachsen ist. „Das wagst du dich nicht“, sagt das Monster und streckt die langen Finger nach Lisa aus. „Du wirst niemals mehr hier baden, denn das ist mein Reich. Verschwinde“, droht das Monster und reißt sein Maul noch weiter auf.
Lisa hat so große Angst, dass sie unter das Waschbecken flüchtet. „Und hier auch nicht“, schreit das Monster erneut und kommt nun auch aus dem Waschbecken hervor. Lisa hält sich schützend die Hände vor die Augen. Sie zittert vor Angst und bewegt sich nun keinen Millimeter mehr. Ihr Herz bleibt gefühlt stehen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürt. „Bitte, tue mir nichts“, flüstert Lisa mit zitternde Stimme.
„Du kleines Dummchen, was soll ich dir denn tun? Und warum kauerst du hier unter dem Waschbecken? Dreh lieber dein Badewasser ab, bevor die Wanne überläuft,“ sagt ihre Mutter und streichelt ihr dabei über die Schulter.