Fabel: Die Raupe und der Vogel

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Eine Raupe lebte zusammen mit ihren Geschwistern und ihren Eltern in einem schönen Vorgarten. Dort standen viele Blumen, die einen herrlichen Duft verströmten. Die Raupe hatte großen Hunger und krabbelte jeden Tag durch den Vorgarten. Sie fraß von den kleinen Blumenblättern, bis ihr Bauch ganz voll war. Und wenn sie wieder Hunger hatte, dann kletterte sie einfach ein den Blumen hoch und gönnte sich ein paar schmackhafte Blütenblätter. So verging Tag für Tag. Die kleine Raupe wurde kräftiger und größer. 

Das jedoch wurde ihr eines Tages zum Verhängnis. Da kam eine große Amsel vom Himmel herab und flog genau auf die Raupe zu. Sie öffnete den Schnabel und wollte sich gerade die Raupe schnappen, als diese rief: “Nein, mach das bitte nicht. Lass mich am Leben. Wenn ich groß bin, dann bin ich so wie du. Ich kann dann auch hoch in der Luft fliegen”, sagte sie zu der Amsel. Die Amsel machte den Schnabel wieder zu, sah die Raupe an und sagte: “Das glaube ich dir nicht. Schau dich doch einmal an. Du hast keine Beine und Flügel hast du auch nicht”. 

Die Raupe bat um etwas Zeit und erklärte der Amsel, dass sie sich schon sehr bald in einen schönen Schmetterling verwandeln würde. Weil die Amsel das nicht glauben konnte, aber sehr neugierig war, versprach sie der Raupe sie nicht zu fressen. Und so passierte es. Die Raupe suchte sich eine passende Stelle im Vorgarten aus, verpuppte sich und schon bald schlüpfte ein wundervoller Schmetterling aus dem Kokon. Der Schmetterling versuchte seine Flügel zu bewegen. Das ging am Anfang sehr schwer, doch nach ein paar Übungen klappte es so gut, dass er den ersten kurzen Flug wagte. Stolz, nun endlich keine Raupe mehr, sondern ein schöner Schmetterling zu sein, wartete er auf die Amsel.

Er flog im Vorgarten hin und her und machte manchmal sogar einen Ausflug in den Garten nebenan. Dort gab es ganz andere Blumen, auf die sich der Schmetterling setzte und es sich gut gehen ließ. Zurück im eigenen Garten dauerte es nicht mehr lange und die Amsel ließ sich auf dem Gartenzaun nieder. “Hallo, hier bin ich”, rief der Schmetterling ihr zu. Die Amsel schaute sich um. Hatte sie jemand gerufen? Der Schmetterling schlug mit den Flügeln und setzte sich ebenfalls auf den Zaun. “Ich bin es, die Raupe”, sagte er stolz und präsentierte sich im Sonnenschein. Die Amsel schaute den Schmetterling an und staunte nicht schlecht. “Du hast mich also nicht angelogen und bist wirklich ein schöner Schmetterling geworden”, sagte die Amsel. 

Die beiden flogen zusammen über die Gärten und zeigten sich gegenseitig die Welt. So wurden aus zwei ganz unterschiedlichen Lebewesen gute Freunde, die mehr als nur einen Sommer miteinander verbrachten. 

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Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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