Trend-Kolumne 4/2022: Was bewegt Jugendliche?

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Jugendliche haben zur Zeit einiges zu verdauen. Ein jahrelang eingeschränktes Sozialleben, Homeschooling und Unterrichtsausfall, ein Angriffskrieg in Europa samt möglicher bevorstehender Wirtschaftskrise, ein rasanter Preisanstieg und ein verheerender Bericht des Weltklimarates – auf Jugendliche prasselt einiges an schlechten Nachrichten ein. Dies spiegelt sich in ihren Einstellungen, Zukunftsaussichten und Coping-Strategien wider.

Krieg in Europa als neue Sorge Nummer 1

Dass Jugendliche zum Teil mit großer Sorge in die Zukunft blicken, ist seit Längerem bekannt. Bislang stand dieser Pessimismus hauptsächlich in Verbindung mit den Auswirkungen der Klimakrise. Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Weltpolitik scheinen nun jedoch an erster Stelle zu stehen, was die Sorgen der Jugendlichen angeht.

Dies legen zumindest vorab veröffentlichte Ergebnisse der Studie “Jugend in Deutschland – Sommer 2022” nahe, deren Publikation für den 3. Mai geplant ist. Aus aktuellem Anlass erschienen die Ergebnisse aus der Rubrik “Jugend und Krieg in Europa” bereits jetzt. Sie zeigen, dass fast 70 Prozent der 14-29-Jährigen fürchtet, ein Krieg könne Wohlstand und Zukunftsperspektive gefährden. Anders als die politische Debatte suggeriert, leitet sich daraus jedoch keine erhöhte Bereitschaft ab, einen Wehrdienst abzuleisten.

Vom politischen Diskurs überhört

Politisches Bewusstsein ist in der Generation Z fest verankert. Laut einer neuen Studie der Vodafone Stiftung Deutschland nehmen 66 Prozent der 14- bis 24-Jährigen ihre eigene Generation als politisch engagiert wahr. Im krassen Gegensatz dazu stehen ihre Einschätzungen zur eigenen Wirksamkeit. Drei Viertel der Befragten sagten aus, dass sie die Demokratie in Deutschland für zu behäbig halten, um Zukunftsprobleme lösen zu können.

Darüber hinaus halten es 58 Prozent in fundamentalen Fragen für unerheblich, wer das Land regiert. Dementsprechend pessimistisch sind die Zukunftsaussichten. Auf den Feldern der sozialen Gerechtigkeit, der Bildung und der Klimapolitik rechnet die Jugend bis 2050 mit zu geringen Fortschritten. Die Veröffentlichung des jüngsten Berichts des Weltklimarates (IPCC) dürfte die Stimmung nicht aufgehellt haben.

Deutsche Bildungspolitik nach wie vor ein Sorgenkind

Expert*innen warnen seit langer Zeit, dass sich die Ungleichheiten im Bildungssystem durch die pandemiebedingten Maßnahmen wie Homeschooling aber auch den häufigen Unterrichtsausfall verfestigen werden. Eine Studie des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund scheint diese Bedenken zumindest für Deutschlands Viertklässler*innen zu bestätigen. So stellen die Forscher*innen fest, dass den Getesteten nicht nur im Durchschnitt ein halbes Lernjahr fehlt, sondern auch große Unterschiede zwischen Kindern aus “bildungsaffineren” und “bildungsferneren” Haushalten bestehen.

Zwar hat die Lesekompetenz aller Gruppen über den beobachteten Zeitraum nachgelassen, aber die Detailbetrachtung legt offen, dass Kinder in Haushalten mit vielen Büchern deutlich besser lesen können. Auch dort, wo es eine Lerninfrastruktur (wie Schreibtische oder stabile Internetzugänge) gibt, schneiden die Lernenden erwartbar besser ab. Zudem sind Grundschulkinder nicht-deutscher Herkunft deutlich stärker vom Leistungsabfall betroffen.

Das Leben online

Mangels Alternativen ist auch die Nutzung von Streaming-Diensten gestiegen. Die DAK untersuchte zusammen mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf diesen Konsum von Streaming-Content in der Gruppe der 10- bis 17-Jährigen. Demnach verdreifachte sich zwischen November 2020 und Mai 2021 fast der Anteil der “Intensivnutzer” mit einem täglichen Konsum von mindestens fünf Stunden. Der durchschnittliche Konsum stieg um 45 Prozent.

Weit vorne unter den genutzten Plattformen liegen dabei Youtube und Netflix. Überhaupt gibt es bei den Jugendlichen einen starken Trend hin zu Video-Content. So steht Youtube – gefolgt von TikTok mittlerweile an Platz 1 der sozialen Medien. Und auch bei der klassischen Bildplattform Instagram haben die meisten Content-Provider auf Video-Postings über die “Stories”-Funktion umgeschwenkt.

Themen-Trends

Ein immer wichtiger werdendes Thema auch unter Jugendlichen ist die psychische Gesundheit. Zahlreiche Videos, Posts und Chats beschäftigten sich schon vor den jüngsten Schreckensmeldungen mit diesem Thema. Dass soziale Medien mit ihren Algorithmen und ihrer Bildsprache psychische Probleme verstärken können, ist mittlerweile zu den meisten durchgedrungen. Allerdings bieten diese Plattformen verstärkt auch Gegenbewegungen. Inhalte zu Bodypositivity oder Diversity erfreuen sich großer Beliebtheit. Ebenso findet ein Austausch über bewussteren Konsum von Marken statt.

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Daniel
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