Diversität und Vielfalt in der Jugendarbeit

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In einer modernen Gesellschaft leben bedeutet, dass man auf viele verschiedene, ganz unterschiedliche Menschen trifft. Dabei gibt es einige Aspekte zu beachten, denn auch wenn viele Personen einen Teil der Gesellschaft bilden, ist dennoch jede*r eine Persönlichkeit für sich. Das gilt auch in der Jugendarbeit und ganz besonders da, denn diese jungen Menschen befinden sich an einem Punkt in ihrem Leben, an dem sie es mit am schwersten haben: der Identitätsfindung.

Wer sich in dieser Phase des Lebens befindet, benötigt umso mehr Unterstützung, Halt und Verständnis und da kommt ihr als Jugendleiter*innen ins Spiel. Denn der pädagogische Auftrag lautet für erwachsene Menschen, die mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten, sie so zu akzeptieren, wie sie sind und in ihrer Persönlichkeit zu beflügeln.

Dimensionen der Vielfalt

Um zu verstehen, was es heißt, Diversitäts-freundlich zu arbeiten, ist es sehr hilfreich, sich zunächst mit den verschiedenen Dimensionen der Vielfalt zu beschäftigen. Hier bekommt ihr ein klares Bild, womit ihr es zu tun habt, wenn euch das Thema in der Jugendarbeit am Herzen liegt.

Der zentrale Mittelpunkt in dieser Dimension ist die Persönlichkeit des jungen Heranwachsenden. Von dieser gehen dann die sogenannten Kerndimensionen aus, welche am meisten Einfluss auf das Individuum nehmen.

Zunächst ist da das Alter. Denn ob jemand 8, 14 oder 16 Jahre alt ist, ist entscheidend für seine Lebenswelt, seine Kompetenzen und Erfahrungen. So gehen die Interessen beispielsweise mit 14 Jahren erst in Richtung Hobby, Schulnoten und Freundeskreis und mit 16 steht dann der*die erste*r Freund*in sowie meist erste sexuelle Erfahrungen an. Werdet euch also darüber bewusst, was bei den Teilnehmer*innen eurer Gruppe im Leben vor sich geht.

Es folgt die ethische Herkunft, die Nationalität, die Religion und Weltanschauung, welche im Leben wichtige Rollen einnehmen. Denn je nach Zugehörigkeit richtet sich das Leben der Jugendlichen an diese Gegebenheiten mehr oder weniger aus. Dazu gehören beispielsweise Besuche in Gotteshäuser oder spezielle Rituale, die ab einem bestimmten Alter als selbstverständlich gehalten werden oder seit Kindheitstagen an in Familien gelebt wurden. Im Jugendalter findet damit auch eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Glauben ein und die eigene Sicht auf die Dinge des Alltags verfestigt sich.

Die soziale Zugehörigkeit ist ebenfalls ein wichtiger Faktor in der Diversität. Wo gehöre ich dazu? Welchen Gruppen möchte ich mich anschließen und wie bin ich aufgewachsen? Es spielt neben dem Freundeskreis auch eine wichtige Rolle, in welchen Verhältnissen man aufgewachsen ist. Vermeidet dabei aber unbedingt die Stigmatisierung, denn nur weil jemand mit wenig Geld aufgewachsen ist, heißt das noch lange nicht, dass er oder sie das Abitur nicht schaffen kann. Im Gegenteil, so etwas kann nämlich auch als Ansporn dienen. Die soziale Herkunft kann aber Einfluss darauf haben, ob eure Angebote genutzt werden können. So können zu hohe Mitgliedsbeiträge dafür sorgen, dass Kindern und Jugendlichen aus sozial-schwachen Familien sich diese nicht leisten können.

Ein weiterer Punkt sind die geistigen und körperlichen Fähigkeiten. Manchen Menschen sind bestimmte Dinge in die Wiege gelegt worden und manchen eben nicht. In der Medizin wird deshalb der IQ gemessen, jede*r muss also unterschiedliche Anforderungen mit unterschiedlichen Ressourcen bewältigen. Das beste Beispiel dafür ist die Schule. So gibt es Schüler*innen, die gut auswendig lernen können und welche, die sich hiermit sehr schwertun und mehr in Sachen logischem Denken vorankommen.

Der mit wichtigste Punkt bei den Jugendlichen ist die sexuelle Orientierung sowie das Geschlecht und die Geschlechtsidentität. Erstes beschreibt die Neigung zu anderen Menschen, also beispielsweise ob jemand hetero-, homo-, bi- oder pansexuell ist. Dies manifestiert sich meistens im Jugendalter. Das biologische Geschlecht ist das, womit der*die Jugendliche geboren wurde, und die Geschlechtsidentität (auch soziales Geschlecht) beschreibt die Identifikation eines Geschlechts, also ob man sich als Junge oder Mädchen fühlt oder sich keiner klassischen Geschlechterrolle zugehörig fühlt.

Es folgt dann die äußere Ebene, die zwar keinen massiven, aber immer noch einprägenden Einfluss auf die Jugendlichen hat. Dazu zählt beispielsweise die geografische Lage. Jugendliche in Berlin verhalten sich vermutlich anders als Jugendliche aus Bayern, die in einem kleinen Dorf aufgewachsen sind, wo jede*r jede*n kennt. Die Lebensumstände gehören ebenfalls dazu.

Wie schon angedeutet ist auch der finanzielle Aspekt ein wichtiger Punkt, also das Einkommen. Bei Jugendlichen ist das eher weniger vorhanden, allerdings kann das Aufbessern des Taschengelds durch kleine Arbeiten eine Wirkung auf die Identität des Jugendlichen haben und hierbei unterscheidet man auch über kleine Jobs mit Verantwortung wie Babysitting oder Berufe, die körperliche Anstrengungen verursachen, wie beispielsweise das Tragen der Einkäufe für Hilfsbedürftige.

Gewohnheiten und Freizeit werden sowohl durch einen solchen Job, aber auch durch Hobbys geprägt. So kann eine Persönlichkeit sich durch viel Zeit am PC als auch beim Sport stark lenken lassen. Und bei beidem gilt sowohl positiv als auch negativ. Nur weil ein*e Jugendliche*r gerne Zeit im Haus verbringt, muss das nicht heißen, dass das was Schlechtes ist. Genau so kann Sport zu viel werden, aber auch als positive Eigenschaften gelten. Wichtig ist, sich das Gesamtbild anzuschauen und den jungen Menschen nicht für das, was er mag, zu verurteilen.

Die Eltern und das familiäre Umfeld sind natürlich auch sehr wichtig im Leben eines jungen Menschen. Langsam kapselt sich dieser nämlich von den Eltern ab und übernimmt nach und nach immer mehr Verantwortung für sich selbst und andere. Doch nicht jede*r Jugendliche kommt aus einem guten Elternhaus und auch das sollet ihr berücksichtigen.

Vielfalt in der Gesellschaft

Nicht immer kommt eine vielfältige Gesellschaft mit unterschiedlichen Personen und vor allem vielfältigen Personengruppen in der Gesellschaft gut an. Entspricht man nicht den Normen und funktioniert man nicht so, wie man aus Sicht der Gesellschaft sollte, wird man schief angeschaut. Dabei ist gerade die Vielfalt in der gesamten Gesellschaft deutlich erkennbar und ist eine Stärke, denn so kann jede*r die Sicht auf ein Problem einbringen und zur Lösung beitragen.

Jugendlichen müssen lernen, mit diesem Denken der Menschen zurechtzukommen und sich trotzdem selbst treu zu bleiben und da spielt dann die richtige Umgangsweise in der Jugendarbeit mit diesem Thema eine wichtige Rolle. 

Diversität und Vielfalt in der Jugendarbeit und ihre Handlungsfelder

Das größte Handlungsfeld in der Jugendarbeit zu diesem Thema ist wohl Ausgrenzung und Mobbing. “Menschen, die sich nicht wie ich verhalten, sind komisch.” So ist eine Denkweise von Jugendlichen, was natürlich so nicht stimmt, aber leider von Erwachsenen oft auch vorgelebt wird. Menschen unterscheiden sich und sind in ihrem Verhalten total unterschiedlich und das ist auch gut so und eben diese Ansätze sollten in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vertieft und mitgeteilt werden.

Vorbeugende Maßnahmen wie Aufklärungsgespräche, Diskussionsrunden und teamfördernde Spiele können helfen, dieses Einstellungen zu diskutieren und in eine offene, progressive Weise zu verändern.

Gleichzeitig gilt es aber auch, die eigenen Angebote, die Kommunikation und die Zusammensetzung des Teams zu hinterfragen und zu schauen, ob die Strukturen und Angebote offen für alle sind, ob hier diskriminierende oder einschränkende Faktoren vorherrschen und ob und wie diese verändert werden können. Ein Beispiel sind die schon oben erwähnten finanziellen Aspekte, die die Angebote für sozial-schwache Familien nicht zugänglich machen. 

Auch sollte betrachtet werden, ob klassische Geschlechterrollen in den eigenen Angeboten manifestiert werden oder ob es möglich ist, auch Personen, die nicht klassischen Geschlechterrollen entsprechen, oder die nicht heterosexuell sind, in die Arbeit gleichberechtigt einzubeziehen.

Das gilt es bei diversitäts-sensible Jugendarbeit zu beachten

Wenn es euch wichtig ist, die Arbeit mit Ansätzen von Vielfalt und Diversität durchzuführen, ist vor allem eins wichtig: Verständnis! Jede*r ist anders und jede*r bringt andere Voraussetzungen mit sich. Dabei gleicht sich niemand in eurer Gruppe und deswegen muss ein gewisses Verständnis eurerseits vorliegen, damit ihr dieses auch an die Jugendlichen weitergeben könnt.

Hört den Jugendlichen zu und bietet ihnen ein offenes Ohr an. Zeigt kein negatives Verhalten auf diese Aspekte und bestärkt sie in ihrem Sein, um so die wertvollen Werte der Vielfalt weiterzuvermitteln. Ihr lebt das Beispiel vor und das prägt sich bei den jungen Teilnehmer*innen eurer Gruppe ein.

Entsprechende Angebote, die diese Thematik unterstützen, sind ebenfalls wichtig. Teamspiele, Vertrauenstests, gemeinsame Lösungsansätze bei Problemen mit Kompromissen und Diskussionsrunden zu beliebten Themen sind ebenfalls Möglichkeiten, um ins Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen zu kommen und um ihnen zu zeigen, dass euch eine offene und liberale Gesellschaft wichtig ist und niemand in dieser diskriminiert werden sollte. Bezieht die Meinungen der jungen Menschen mit in euer Programm ein und bietet Raum für Fragen und Antworten, um so eine pädagogisch wertvolle Arbeit zu gewährleisten.

Dieser Artikel ist ein erster Versuch, die Themen Diversität, Gleichberechtigung und Toleranz aufzubereiten. Mehr Inhalte dazu findet ihr bereits jetzt im Blog oder kommen in den nächsten Wochen und Monaten.

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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