Im letzten Artikel ging es vor allem darum, was man unter dem Begriff “Klassismus” versteht und wie dieser sich in Deutschland wiederfinden lässt. Es ging um armutsbetroffene Kinder und dass es für euch als Mitarbeiter*innen der Kinder- und Jugendarbeit wichtig ist, dies im Blick zu behalten. Die konkreten Handlungsfelder, die Organisation und wie ihr die Hürden in Bezug auf dieses Thema abbauen könnt, werden in diesem Artikel zusammengefasst.
Handlungsfelder in der Kinder- und Jugendarbeit
Ihr wisst mittlerweile, dass über ein Fünftel aller in Deutschland lebender Menschen von Armut betroffen sind und diese sich auch in jedem Personenfeld wiederfinden lassen. So eben auch in der Kinder- und Jugendarbeit, in allen Einrichtungen und Organisationen.
Ganz konkret trifft genau das eben auch auf eure Arbeit zu. Ausflüge müssen bezahlt werden, besonders wenn sie etwas teurer sind wie beispielsweise der Besuch in einem Freizeitpark oder einem Zoo, Mitgliedsbeiträge oder auch Teilnahme-Beiträge müssen sich finanzieren lassen und für manche Aktionen benötigen die Teilnehmer*innen bestimmte Materialien, Kleidung oder auch Dinge, um sich in der Gruppe integrieren zu können.
Es gibt zahlreiche Handlungsfelder, in denen ihr die Augen aufhalten müsst, um so zu analysieren, wo und wie ihr gegen den Klassismus vorgehen könnt.
Fördermittel als helfende Hand
So gibt es beispielsweise für von Armut betroffene oder bedrohte Familien die Möglichkeit, Fördermittel zu beantragen. Dazu zählen Hilfen aus dem Förderverein (bekannt an Schulen und Kindertagesstätten), Zuschüsse vom Jugendamt oder auch dem Jobcenter. Viele der betroffenen Familien wissen jedoch gar nicht, welche Hilfen ihnen zur Verfügung stehen und worauf sie auch ein Anrecht haben.
Deswegen ist es von Vorteil, Informationsabende oder auch einzelne Gespräche zu organisieren und im Idealfall kommt dann noch geschultes Personal des jeweiligen Amtes dazu, um so über die Möglichkeiten zu informieren. So lassen sich beispielsweise auch Kontakte leichter vermitteln, indem die Betroffenen im Anschluss auf das Personal zugehen, um Fragen zu stellen oder gleich einen Beratungstermin zu vereinbaren.
Oft müssen für diese Gelder Anträge ausgefüllt werden. Auch dafür gibt es in Deutschland Anlaufstellen und Hilfen und vielleicht könnt ihr diese vermitteln. Legt dazu gerne Flyer aus oder hängt ein Informationsplakat aus, wo sich die Betroffenen melden können, am besten gleich mit Adresse und Telefonnummer.
Eine weitere Methode im Kampf gegen den Klassismus ist, möglichst geringe Beiträge zu verlangen, also in Form von sozial gestaffelte Mitgliedsbeiträge oder auch Teilnahme-Beiträge. Verlangt nur das, was auch wirklich nötig ist und organisiert ggf. Spender*innen und Träger, die euch in der Finanzierung unterstützen, um so weniger von den Eltern der Teilnehmer*innen zu fordern.
Hilfe für uns und andere
Werbung in anderen Vierteln, beispielsweise mit anderen sozial-kulturellen Strukturen, kann helfen, die Augen zu diesem Thema auch bei anderen und vielleicht auch nicht betroffenen zu öffnen. Es geht zum einen natürlich um möglichst niedrige Beiträge und darum, die betroffenen Familien zu entlasten, aber ebenso geht es darum, dass nicht Betroffene ebenso ein Gefühl für den Klassismus entwickeln. Dadurch soll es zu weniger Ausgrenzung kommen und vielleicht lassen sich so auch Geldspenden für Fördervereine oder Ähnliches sammeln.
Schließt euch mit Organisationen, die sich ebenso mit dieser Thematik beschäftigen, zusammen, um herauszufinden, wer euch dabei wie unterstützen kann und in welcher Form dabei die Ebene der Werbung geeignet ist.
Alternativen aufzeigen und finden
Wenn ihr dann merkt, dass ein Angebot zu teuer ist, beispielsweise wenn euch Eltern darauf ansprechen oder vereinzelt Teilnehmer*innen ohne ersichtlichen Grund abspringen, solltet ihr euch nach Alternativen zum geplanten Programm umschauen. Sucht euch also Alternativen zu Angeboten, die eine zu hohe Teilnahmegebühr verlangen, wie beispielsweise Freizeit- und Tierparks sowie Kinos.
Ihr könntet ihr beispielsweise auf Aktionen achten, also Gruppenrabatte oder auch Vergünstigungen an bestimmten Tagen. Sammelt Gutscheine oder Spenden oder versucht eben komplett auf teurere Angebote zu verzichten, damit so niemand konkret wegen des Geldes ausgegrenzt werden kann.
Kinder verstehen es nur schwer, warum sie dann im Gegensatz zu ihren Freunden nicht an einer Aktion teilnehmen dürfen, deswegen ist es auch wichtig, dieses Thema in Gruppenstunden mit den Kindern und Jugendlichen direkt zu besprechen.
Das Thema des “Klassismus” kann und sollte also auch unbedingt in Gruppenstunden aufgegriffen werden, damit die Kinder und Jugendlichen selbst verstehen, was es damit auf sich hat und was sie vielleicht auch dagegen tun können. Denn sie sind noch in einer aktiven Phase des Lernens und lernen so eben nicht nur etwas für jetzt, sondern auch für später, ihre Zukunft.