In Deutschland und in der Welt sind Jugendliche zwischen dem 06.11.2022 bis zum 18.11.2022 besonders hellhörig, denn in dieser Zeit findet im ägyptischen Sharm El-Sheikh die insgesamt 27. Klimakonferenz an. Besonders ernüchternd ist jedoch für viele Jugendliche, dass die von den Staaten des globalen Nordens gesetzten Klimaziele zu einem großen Teil nicht eingehalten werden. Für viele Jugendliche ist schier unbegreiflich, wie das Thema der Klimakrise gegenwärtig nur eine so geringe Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit erzielen kann. Insbesondere deswegen, weil die Staaten des globalen Südens heftige Dürren, Nahrungskrisen oder auch den ansteigenden Meeresspiegel schon jetzt empfindlich merken. Dass die COP27 kommunizierte, dass im Jahr 2050 schon drei Milliarden Menschen in sogenannten Klimahotspots leben werden, erzürnte die Jugendlichen in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt. Sie erwarten von der Politik, umfassendere Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg zu bringen und nicht nur Symbolpolitik zu betreiben.
Laut und unbequem: Jugendliche kämpfen für mehr Klimagerechtigkeit
Klimaaktivist*innen sind im Zuge der COP27 mit Bus und Bahn bis nach Ägypten angereist. Obwohl dies fast eine Woche Zeit in Anspruch war und mit mit immensen Kosten und auch einem gehörigen Aufwand verbunden war, entschieden sich die Aktivist*innen für diese beschwerliche Form der Anreise.
Natürlich mit dem Ziel, möglichst emissionsarm anzureisen, wie die Klimaaktivistin Luisa Neubauer in einer neuer Folge ihres Podcasts verriet. Obwohl der der 26 jährigen Klimaaktivistin das Zutrauen in die Politik fehlt, wollen sie und ihre Mitstreiter*innen unbedingt Präsenz bei der Weltklimakonferenz zeigen. Viele Jugendliche in Deutschland solidarisieren sich mit den Klimaaktivist*innen, die bei der COP27 eine unbequeme Stimme sind und die großen Politikern dieser Welt mit unangenehmen Fragen zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz konfrontieren.
Dass Long Covid nicht nur bei älteren Menschen ein Thema ist, sondern auch nicht Halt vor Kindern und Jugendlichen macht, war vielen Menschen im Land schon klar. Nun wurde dies jedoch durch eine neu veröffentlichte Studie der Universität Dresden offiziell bestätigt. Diese gibt an, dass Jugendliche teils noch Monate nach ihrer Infektion mit dem Coronavirus mit gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen haben. Die in dem Fachblatt “PLOS Medicine” veröffentlichte Studie stellte sogar fest, dass Kinder und Jugendliche fast so oft mit Long Covid zu kämpfen haben wie Erwachsene.
Dass Long Covid bei Kindern und Jugendlichen jedoch fahrlässig hierzulande negiert worden ist, zeigt ein Artikel von Nina Magoley auf der Website des WDR. In diesem berichtet sie darüber, dass die Deutsche Gesundheit für Kinderheilkunde in vielen Teilen ein Narrativ verbreitete, nach dem Long Covid keine Gefahr für Kinder sei. Ein Trugschluss, wie auch Kinderkardiologe Daniel Vilser von der Uniklinik Jena feststellte. Diese neue Studie sorgt für ordentlich Zündstoff, da die Jugendlichen auch in ihren Problemen gesehen werden wollen. Viel zu lange wurden zu Beginn der Pandemie zudem die massiven psychischen und sozialen Auswirkungen im öffentlichen Diskurs ausgeklammert, welche die Distanzlehre und die Lockdowns auf die Kinder und Jugendlichen hatten. Dies stellte auch der Weiße Ring fest, der nach den beiden Lockdowns in 2020 und 2021 eine massive Zunahme an häuslicher Gewalt feststellte.
Teilerfolge für die Jugend: Neues Wahlalter bei der Europawahl und der Kulturpass
Auch wenn klimatechnisch und sozial einiges im Argen liegt, gab es Anfang November zwei sensationelle Neuigkeiten, die Jugendlichen in Deutschland mehr Mündigkeit und Teilhabe ermöglichen. Wie die Bundesregierung bekanntgab, sollen ab 2023 Jugendliche, die 18 Jahre alt sind, einen Kulturpass erhalten, der ein Guthaben von 200 Euro beinhaltet. Dieser Kulturpass ermöglicht den Jugendlichen sodann, von Kulturveranstaltungen zu partizipieren. Das Besondere bei dem Kulturpass ist, dass dieser nicht nur für Ausstellungen oder das Kino eingesetzt werden kann, sondern auch für Bücher oder Konzerte.
Nachdem Kinder und Jugendliche eine lange Zeit in der Coronapandemie und Energiekrise für die Politik unsichtbar schienen, wurde nun endlich eine sinnvolle Maßnahme auf den Weg gebracht. Deutsche Medien berichteten, dass die Bundesregierung für den Kulturpass für Jugendliche im nächsten Jahr insgesamt 100 Millionen Euro in die Hand nehmen möchte. Dies gab die Kulturstaatsministerin Claudia Roth am 11.11.2022 in Berlin bekannt.
Ebenfalls am 11.11.2022 wurde in Berlin eine zweite Nachricht bekannt, durch die das lange Warten und die stetigen Forderungen – etwa auch im Zuge der Bewegung “Fridays for Future” endlich Wirkung zeigte. Das Wahlalter sind zukünftig von 18 Jahre auf 16 Jahre. Das gilt zwar für die Europawahl und nicht für die Bundestagswahl, ist jedoch dennoch ein großer Erfolg. Viele Jugendliche feierten diesen Beschluss auf TikTok oder auch Instagram und gaben ihre Vorfreude bekannt, endlich bei der nächsten Europawahl wählen zu können. Damit wurde ein langer Kampf belohnt, bei dem manche konservativen Parteien den Jugendlichen ein mangelndes Wissen von Politik vorgeworfen haben.
Doch wie in der Augsburger Allgemeinen schon durch einen Kommentar von Fabian Huber herausgestellt worden ist: Politik muss für die Zukunft gemacht werden, Politik muss für die Jugend gemacht werden. In diesem Zusammenhang war dieser 11.11.2022 in Berlin ein ganz wichtiger Tag, der den Jugendlichen in Deutschland ein weites Stück näher an realer Teilhabe brachte. Teilhabe ist Jugendlichen immer wichtig, auch in der Jugendarbeit. Wenn sich die Jugendlichen eingebunden fühlen, dann stärkt dies gleichzeitig ihre Motivation.