“Abfahrt heute um 16 Uhr. Keine Minute später!”, sagte Lisa bestimmt zu Mirco, Klara und Max. Sie wollte das nichts schiefgeht, schließlich wollten sie heute gemeinsam die sagenumwobene Mutprobe am Gipfelkreuz des Feldberges bestehen. “Aber klar doch, Lisa. Wir werden pünktlich sein.”, antwortete Max in seiner überheblichen Art. Ihm war diese Mutprobe fast schon zu kindisch. Sein älterer Bruder hatte die Mutprobe bereits absolviert und ihm danach erzählt, wie kinderleicht sie war.
Klara hingegen war etwas mulmig zumute. “Bist du sicher, dass wir das schaffen? Ich habe gehört, dass das Ungeheuer auf dem Feldberg Kinder gefangen hält und nie wieder freilässt.”
“Ach Klara, mach dir nicht in die Hose. Das schaffen wir locker!”, war sich Max sicher.
Pünktlich zur vereinbarten Zeit trafen sich die vier Freunde und machten sich mit ihren Fahrrädern auf zum Feldberg.
Keine zehn Minuten später erreichten sie ihn auch schon, stellten ihre Fahrräder ab und begannen den Aufstieg. Max marschierte gut gelaunt voran, während die anderen Drei eher zögerlich folgten.
“Nicht so schnell, Max. Wir kommen ja gar nicht hinterher.”
Doch Max ließ sich nicht aufhalten. Er wollte unbedingt der Erste sein, der das Gipfelkreuz erreichte. “Wenn die anderen so langsam sind, ist das nicht mein Problem”, dachte er sich und ging weiter schnellen Schrittes den Pfad zur Bergspitze entlang.
Bald schon war er außer Sichtweite. Für Lisa, Mirco und Klara war klar: “Max will mal wieder angeben und nachher allen erzählen, dass er als Erstes oben war. Echt typisch!”
Unbeirrt setzten sie ihren Weg fort und erreichten wenig später das Gipfelkreuz. Max war jedoch weit und breit nicht in Sicht, genauso wie das Ungeheuer.
Mirco sprach aus, was die beiden Mädchen bereits dachten: “Das Ungeheuer hat Max bestimmt entführt!” Angst stieg in ihnen auf. Mit weichen Knien machten Sie sich auf die Suche. “Maaaax, Maaaax”, riefen sie immerzu. Auf eine Antwort warteten sie vergeblich.
“Oh nein, was machen wir jetzt?”, fragte Klara. “Kommt, lasst uns schnell Hilfe holen.”, schlug Lisa vor.
Bei einbrechender Dunkelheit machten sich die drei Freunde auf den Weg nach unten. Plötzlich hörten sie ein quälendes Stöhnen. “Habt ihr das gehört?”, bibberte Klara. “Ja, was war das bloß? Das Ungeheuer vielleicht?”, fragte Mirco ängstlich. Erneut vernahmen sie das dumpfe Geräusch, dieses Mal etwas lauter. “Das Geräusch kommt da vorne von dem Baum.”, stellte Mirco fest. Schnell rannten sie zu der Geräuschquelle. An einer großen Eiche baumelte ein Netz und darin krümmte sich ein wimmernder Max. “Max, da bist du ja. Was ist passiert?”
Unter Tränen antwortete Max: “Ich wollte so schnell ans Gipfelkreuz gelangen, da habe ich diese Falle übersehen. Bestimmt wollte hier jemand das Ungeheuer fangen.”
“Also glaubst du doch ans Ungeheuer?”, fragte Lisa provokant. “Mh, ja vielleicht ein bisschen. Es ist schon etwas unheimlich hier. Können wir bitte schnell zurück nach Hause?”
Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Schnell befreiten sie Max aus dem Netz.
So kleinlaut hatten sie ihren Freund Max noch nie erlebt. Mit einer Portion Genugtuung im Gepäck machten sie sich schnell auf den Weg zurück zu ihren Fahrrädern.
Unten angenommen entschuldigte sich Max kleinlaut für sein großkotziges Verhalten. “Können wir bitte nie mehr darüber sprechen?”, bat er. “Na klar.”, sagte Mirco und alle mussten lachen.
Ob das Ungeheuer vom Feldberg wirklich existiert, würden die Freunde jedoch so schnell nicht mehr herausfinden wollen. In dem Punkt waren sie sich einig.