Wieder einmal habe ich nach aktuellen Studien und relevanten Artikel gesucht, die euch in eurer Jugendarbeit helfen sollen, eure Kinder und Jugendlichen besser zu verstehen und mit ihnen tiefgreifende Gespräche zu führen. Hier die News zum November 2024.
“Aura” ist Jugendwort des Jahres
Das Jugendwort des Jahres 2024 wurde soeben auf der Frankfurter Buchmesse bekanntgegeben: Es ist “Aura”. Diese Entscheidung markiert einen interessanten Wendepunkt in der Jugendsprache und reflektiert aktuelle Trends unter jungen Menschen. “Aura” bezieht sich auf die persönliche Ausstrahlung, das Charisma oder den Status einer Person. Der Langenscheidt Verlag erklärt, dass der Begriff die Ausstrahlung einer Person oder den Eindruck, den diese auf andere macht, beschreibt .Jugendliche verwenden “Aura” oft in verschiedenen Kontexten:
- Um jemanden zu beschreiben, der eine besonders starke Präsenz hat
- Als Kompliment für eine Person mit positivem Einfluss
- Scherzhaft, um jemanden zu necken, der sich wichtig macht
Die Wahl von “Aura” als Jugendwort 2024 zeigt interessante Entwicklungen in der Jugendkultur:
- Fokus auf Persönlichkeit: Es unterstreicht die Bedeutung von individueller Ausstrahlung und Charisma für junge Menschen.
- Vielseitigkeit: Der Begriff kann sowohl ernst als auch ironisch verwendet werden, was seine Beliebtheit erklärt.
- Sprachliche Entwicklung: Im Gegensatz zu vielen früheren Jugendwörtern ist “Aura” kein englischer Begriff, sondern hat lateinische Wurzeln.
Einfluss von Social Media
Die Popularität von “Aura” wurde zweifellos durch Social-Media-Plattformen, insbesondere TikTok, beeinflusst. Diese Plattformen spielen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung und Prägung von Jugendsprache. Der Begriff “Aura” eignet sich gut für virale Trends und Memes, was seine Verbreitung unter Jugendlichen gefördert haben dürfte.
Vergleich zu früheren Jugendwörtern
Im Vergleich zu den Jugendwörtern der letzten Jahre wie “goofy” (2023), “smash” (2022) und “cringe” (2021) sticht “Aura” durch seine sprachliche Herkunft und seinen breiteren Anwendungsbereich hervor. Es zeigt, dass die Jugendsprache sich ständig weiterentwickelt und auch auf weniger offensichtliche Quellen zurückgreift.
Ableitungen für die Jugendarbeit
Das Jugendwort “Aura” bietet interessante Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen:
Pädagogische Anwendungsmöglichkeiten
Selbstreflexion und Gruppendynamik
Der Begriff eignet sich hervorragend, um mit Jugendlichen über Selbst- und Fremdwahrnehmung zu sprechen. “Aura” kann als Türöffner für Gespräche über die eigene Wirkung auf andere dienen.
Konfliktlösung
In der Konfliktarbeit kann das Konzept der “Aura” genutzt werden, um über:
- Die Wirkung des eigenen Verhaltens
- Die Bedeutung von Körpersprache
- Den Einfluss der inneren Haltung zu sprechen1
Praktische Umsetzung
Gesprächseinstiege
- “Welche Aura bringt ihr heute mit?”
- “Was macht eine positive Aura aus?”
- “Wie können wir unsere Aura positiv beeinflussen?”
Gruppenprozesse
Der Begriff kann helfen, Gruppendynamiken besser zu verstehen und zu steuern. Eine positive “Aura” einzelner Gruppenmitglieder kann sich auf die gesamte Gruppe auswirken.
Jugendliche interessiert an Wirtschafts-Themen
Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt interessante Einblicke in das Verhältnis junger Menschen zu Wirtschaftsthemen: Etwa die Hälfte der 14- bis 25-Jährigen interessiert sich für Wirtschaft, findet die Thematik aber oft zu kompliziert. 83% der Befragten erkennen dabei den Zusammenhang zwischen funktionierender Wirtschaft und stabiler Demokratie.
Fast 80% der Befragten wünschen sich mehr Wirtschaftsunterricht in der Schule. 62% fühlen sich von der Politik zu wenig berücksichtigt. Experten empfehlen daher, mehr Bildungsangebote zu schaffen und junge Menschen besser in wirtschaftliche Themen einzubinden.
Geschlechter- und Bildungsunterschiede
- 63% der jungen Männer interessieren sich für Wirtschaft
- Nur 44% der jungen Frauen zeigen Interesse
- Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss zeigen etwa 5% weniger Interesse1
Wichtigste Themen für junge Menschen
- Berufliche Weiterentwicklung (81%)
- Altersvorsorge (79%)
- Chancengleichheit in Bildung und Beruf (78%)
- Work-Life-Balance (77%)
- Gender Pay Gap (69%)
- Klimaschutz (66%)
Ableitungen für die Jugendarbeit
Die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie bieten wichtige Erkenntnisse für die Gestaltung zeitgemäßer Jugendarbeit. Besonders auffällig ist der große Bedarf an verständlicher Wirtschaftsbildung, da viele junge Menschen zwar Interesse zeigen, aber Schwierigkeiten haben, komplexe Wirtschaftsthemen zu verstehen. Jugendleiter*innen sollten dabei besonders die geschlechtsspezifischen Unterschiede berücksichtigen und gezielt Formate entwickeln, die speziell junge Frauen ansprechen, da diese mit 44% deutlich weniger Interesse an Wirtschaftsthemen zeigen als ihre männlichen Altersgenossen.
Die hohe Relevanz von Themen wie beruflicher Weiterentwicklung (81%), Work-Life-Balance (77%) und Chancengleichheit (78%) deutet darauf hin, dass Jugendarbeit verstärkt lebenspraktische Workshops und Beratungsangebote in diesen Bereichen anbieten sollte. Dabei ist es wichtig, niedrigschwellige Angebote zu schaffen, die besonders Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss erreichen, da diese tendenziell weniger Interesse an Wirtschaftsthemen zeigen.
Jugendarbeit kann hier eine wichtige Brückenfunktion einnehmen, indem sie komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge jugendgerecht aufbereitet, ggf. spielerisch erlebbar macht und damit das von 80% der Befragten gewünschte zusätzliche Bildungsangebot ergänzt.
Ehrgeiz statt Lethargie: Neue Shell-Studie zeigt engagierte Jugend
Die aktuelle Shell-Jugendstudie 2024 zeichnet ein differenziertes Bild der jungen Generation, das gängige Vorurteile widerlegt:
Zentrale Erkenntnisse
Die Generation Z zeigt sich deutlich vielschichtiger als oft dargestellt.. Trotz zahlreicher Krisen und Zukunftssorgen blickt die Mehrheit der jungen Menschen positiv auf ihre Möglichkeiten in Staat und Gesellschaft.Wichtige Ergebnisse
- Gesteigertes politisches Interesse im Vergleich zu vor 5 Jahren
- Hohe Bedeutung von Werten wie “Fleiß” und “Ehrgeiz”
- Aktive Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Krisen
- Differenzierte Wahrnehmung von Themen wie Krieg, Klimawandel und Demokratie2
Ableitung für die Jugendarbeit:
Die Ergebnisse der Shell-Jugendstudie erfordern ein Umdenken in der Jugendarbeit. Statt einer defizitorientierten Sichtweise sollten Fachkräfte die vorhandenen positiven Einstellungen und das politische Interesse der Jugendlichen als Ressource nutzen. Die Jugendarbeit sollte Räume schaffen, in denen junge Menschen ihre Zukunftsvorstellungen und ihr Engagement konstruktiv einbringen können. Dabei gilt es, die vorhandenen Werte wie Fleiß und Ehrgeiz anzuerkennen und gleichzeitig Unterstützung bei der Bewältigung von Zukunftsängsten anzubieten. Partizipative Ansätze und politische Bildung sollten gestärkt werden, da die Studie zeigt, dass Jugendliche sich aktiv mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen wollen. Die Jugendarbeit kann hier als Brückenbauer zwischen jugendlichem Engagement und gesellschaftlichen Strukturen fungieren.