Trend-Kolumne 4/2025: Was bewegt Kinder und Jugendliche?

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Auch diesen Monat werfen aktuelle Studien ein Schlaglicht auf die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Die Ergebnisse geben uns wertvolle Einblicke in ihre Herausforderungen und Bedürfnisse, die für die Jugendarbeit von großer Bedeutung sind. Aktuelle Studien und Berichte geben uns wichtige Einblicke in die Herausforderungen, vor denen junge Menschen heute stehen. Die Ergebnisse sind alarmierend und zeigen deutlichen Handlungsbedarf in der Jugendarbeit.

Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen

Aktuelle Studien zeigen eine besorgniserregende Zunahme der Mediensucht unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Laut einer Untersuchung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und der DAK haben rund 25% der Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren ein problematisches Nutzungsverhalten in Bezug auf soziale Medien, Gaming und Streaming. Die Zahlen sind im Vergleich zu den letzten Jahren gestiegen, was darauf hinweist, dass Mediensucht ein ernstzunehmendes Phänomen geworden ist, das häufiger vorkommt als der Missbrauch von Alkohol oder Cannabis.

Die Studie verdeutlicht, dass exzessive Smartphone-Nutzung zu erheblichen psychischen Belastungen führt und soziale Kontakte sowie schulische Leistungen negativ beeinflussen kann. Es wurde festgestellt, dass ein Drittel der befragten Jugendlichen sich beim Phubbing, also der Ablenkung durch Smartphones in sozialen Situationen, ignoriert fühlt. Dies führt zu Stress und sozialen Konflikten. Gleichzeitig fühlen sich viele Eltern überfordert in der Medienerziehung ihrer Kinder.

Ein weiteres zentrales Ergebnis ist, dass Eltern oft nicht genügend Kontrolle über die Mediennutzung ihrer Kinder haben. Rund 40% der Eltern geben an, dass sie den zeitlichen Umfang der Mediennutzung nicht ausreichend regulieren. Zudem wünschen sich viele Eltern mehr Unterstützung und Informationen zur Förderung der Medienkompetenz.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Für Jugendleiter*innen ist es wichtig, sich der Thematik Mediensucht bewusst zu sein und aktiv darauf zu reagieren. Hier sind einige Tipps:

  1. Workshops zur Medienkompetenz: Organisiere regelmäßige Workshops für Jugendliche und Eltern, um über verantwortungsbewussten Medienkonsum aufzuklären.
  2. Monitoring der Mediennutzung: Fördere eine reflektierte Nutzung von Medien in Gruppenstunden, indem beispielsweise Zeiten für digitale Aktivitäten festgelegt werden.
  3. Aktive Freizeitgestaltung: Schaffe Alternativen zur digitalen Freizeitgestaltung, wie Sport, kreative Workshops oder Ausflüge, um die soziale Interaktion zu fördern und die Bildschirmzeit zu reduzieren.
  4. Elternabende: Veranstalte Elternabende, um den Austausch über Medienthemen und die Herausforderungen der Medienerziehung zu ermöglichen. Biete Informationen und Ressourcen an, um Eltern zu unterstützen.
  5. Gesprächsangebote: Biete den Jugendlichen Möglichkeiten, über ihre Erfahrungen mit Medien und den damit verbundenen Druck zu sprechen. Dies kann helfen, das Bewusstsein für die Problematik zu schärfen und Unterstützung anzubieten.

Rassismus-Erfahrung in Deutschland

Eine aktuelle repräsentative Befragung zeigt, dass mehr als die Hälfte der Angehörigen ethnischer oder religiöser Minderheiten in Deutschland regelmäßig Diskriminierung erlebt. Diese Ergebnisse stammen aus dem Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor. Insbesondere 62 % der Schwarzen Männer und 63 % der Schwarzen Frauen berichteten, in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal pro Monat Alltagsdiskriminierung aufgrund ihrer Hautfarbe erfahren zu haben.

Die Studie verdeutlicht auch, dass 61 % der muslimischen Frauen ähnliche Erfahrungen gemacht haben, was die weitverbreitete Natur von Rassismus in Deutschland unterstreicht. Im Vergleich dazu erlebten nur 32 % der Menschen, die sich selbst nicht als Angehörige ethnischer Minderheiten wahrnehmen, mindestens einmal pro Monat Diskriminierung, oft aufgrund anderer Merkmale wie Geschlecht oder Alter.

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass etwa 23 % der deutschen Bevölkerung der Meinung sind, dass ethnische und religiöse Minderheiten zu viele Forderungen nach Gleichberechtigung stellen. Dies deutet auf eine gesellschaftliche Skepsis gegenüber den Anliegen von Minderheiten hin, die als problematisch angesehen werden kann.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Für Jugendleiter*innen sind diese Erkenntnisse von großer Bedeutung, da sie helfen können, ein besseres Verständnis für die Lebensrealitäten von Jugendlichen aus ethnischen und religiösen Minderheiten zu entwickeln. Hier sind einige Tipps:

  1. Sensibilisierung und Aufklärung: Organisiere Workshops und Informationsveranstaltungen, um Jugendliche über Rassismus und Diskriminierung aufzuklären. Dies kann helfen, Vorurteile abzubauen und Empathie zu fördern.
  2. Interkulturelle Projekte: Fördere interkulturelle Austauschprojekte, die Jugendliche aus verschiedenen Hintergründen zusammenbringen, um den Dialog und das Verständnis zu stärken.
  3. Ressourcen zur Verfügung stellen: Biete Ressourcen und Materialien an, die sich mit Rassismus und Diskriminierung auseinandersetzen. Dies könnte in Form von Büchern, Filmen oder Online-Materialien geschehen.
  4. Sichere Räume schaffen: Schaffe sichere Räume, in denen Jugendliche offen über ihre Erfahrungen und Gefühle sprechen können. Dies fördert eine unterstützende Gemeinschaft und hilft, Diskriminierungserfahrungen zu verarbeiten.
  5. Engagement für Gleichberechtigung: Unterstütze Initiativen, die sich für die Rechte von Minderheiten einsetzen. Dies könnte durch Teilnahme an Veranstaltungen oder durch Kooperationen mit Organisationen geschehen, die sich mit Antidiskriminierung beschäftigen.

Rosenstolz und der plötzliche Tod von AnNa R.

Die Band Rosenstolz erlebt nach dem plötzlichen Tod ihrer ehemaligen Sängerin AnNa R. im Alter von 55 Jahren einen unerwarteten Aufschwung in den Musikcharts. AnNa R. verstarb unter bislang ungeklärten Umständen, was eine Welle der Trauer und des Gedenkens in den sozialen Medien auslöste. Fans, Freunde und Wegbegleiter äußerten ihre Bestürzung und erinnerten sich an die bedeutende Rolle, die AnNa R. und Rosenstolz in der deutschen Musikszene gespielt haben.

Nach Bekanntwerden ihres Todes haben einige der bekanntesten Songs der Band, wie “Liebe ist alles” und “Gib mir Sonne”, den Sprung in die Top-100-Liste von Apple Music geschafft. Die Musik von Rosenstolz wird als „Soundtrack einer ganzen Generation“ bezeichnet, und viele Fans betonen, wie sehr die Musik AnNa R.s ihr Leben geprägt hat.

Prominente aus der Musikszene, darunter Alec Völkel von The BossHoss und Lucy Diakovska von den No Angels, haben ebenfalls ihre Trauer und Anerkennung für AnNa R. zum Ausdruck gebracht und ihre Bedeutung für die deutsche Musikgeschichte hervorgehoben.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Hier sind einige Ansätze, um über Musik und das kulturelle Erbe von Menschen zu sprechen:

  1. Musikprojekte initiieren: Organisiere Workshops oder Projekte, in denen Jugendliche sich mit der Musikgeschichte und den Einflüssen von Bands wie Rosenstolz auseinandersetzen können. Dies fördert nicht nur das Verständnis für Musik, sondern auch für kulturelle und individuelle Identität.
  2. Kreative Ausdrucksformen fördern: Ermuntere Jugendliche, ihre eigenen Songs oder Texte zu schreiben, um ihre Emotionen auszudrücken. Musik kann ein kraftvolles Mittel sein, um mit persönlichen Themen umzugehen.
  3. Gedenken an Künstler*innen: Halte Gedenkveranstaltungen oder Hörabende, in denen die Musik von Künstler*innen wie AnNa R. gewürdigt wird. Dies kann helfen, eine tiefere Verbindung zur Musik und zu den Erfahrungen, die sie vermittelt, herzustellen.
  4. Diskussion über Einfluss von Musik: Führe Gespräche darüber, wie Musik das Leben von Menschen beeinflusst und welche Rolle sie in der Gesellschaft spielt. Dies kann den Jugendlichen helfen, die Bedeutung von kulturellen Ikonen zu erkennen und deren Einfluss auf ihr eigenes Leben zu reflektieren.

Entdecke passend dazu auch meine Musik-Gruppenstunden, die die Botschaften einzelner Songs in den Mittelpunkt rückt.

Neuer Netflix-Serie-Hit “Adolescence”

Die Netflix-Serie “Adolescence”, die am 13. März 2025 veröffentlicht wurde, hat schnell die Charts erobert und sorgt für Diskussionen über ihre gesellschaftliche Relevanz. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 13-jährige Jamie Miller, der unter Mordverdacht steht. Die Serie beleuchtet nicht nur die Tat selbst, sondern auch die Ursachen, die zu Jamies radikalisierenden Tendenzen führen. Dabei wird eindrücklich gezeigt, wie junge Menschen in den Strudel extremistischer Ideologien geraten können, insbesondere durch die Einflüsse von sozialen Medien und toxischen Männlichkeitsbildern.

Hier sind fünf zentrale Punkte, die die Relevanz der Serie unterstreichen:

  1. Realitätsnahe Handlung: Die Geschichte basiert auf realen Entwicklungen und thematisiert den schleichenden Abstieg eines Jungen in radikale Ideologien, was die Zuschauer eindringlich anspricht.
  2. Thema Online-Radikalisierung: Die Serie thematisiert die Gefahren der Incel-Ideologie und zeigt, wie soziale Medien junge Männer negativ beeinflussen können, indem sie toxische Männlichkeitsbilder fördern.
  3. Radikale Erzählweise: Jede Episode wurde in einem einzigen, ununterbrochenen Kameratake gefilmt. Diese Technik zieht die Zuschauer in die Handlung hinein und lässt sie die emotionale Intensität der Situationen hautnah erleben.
  4. Intensives Schauspiel: Owen Cooper, der Jamie spielt, liefert eine bemerkenswerte Leistung und zeigt die innere Zerrissenheit seines Charakters, was die Zuschauer tief berührt.
  5. Gesellschaftliche Mahnung: “Adolescence” stellt unbequeme Fragen zur Verantwortung von Eltern, sozialen Medien und der Gesellschaft im Allgemeinen. Die Serie gibt keine einfachen Antworten, was sie besonders eindringlich und glaubwürdig macht.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Für Jugendleiter*innen bietet die Serie wertvolle Ansätze, um mit Jugendlichen über relevante Themen zu sprechen. Hier sind einige Tipps:

  1. Diskussionsrunden einführen: Organisiere Gesprächsrunden, in denen die Inhalte der Serie und die behandelten Themen wie Radikalisierung und toxische Männlichkeit diskutiert werden können.
  2. Medienkompetenz fördern: Nutze die Serie als Ausgangspunkt, um die Medienkompetenz der Jugendlichen zu stärken. Diskutiere, wie soziale Medien beeinflussen können und welche Verantwortung jeder Einzelne hat.
  3. Kreative Projekte initiieren: Ermutige die Jugendlichen, kreative Projekte zu entwickeln, die sich mit den Themen der Serie auseinandersetzen. Dies kann in Form von Theaterstücken, kurzen Filmen oder Kunstwerken geschehen.
  4. Training zur emotionalen Intelligenz: Führe Workshops durch, die auf emotionale Intelligenz und den Umgang mit eigenen Gefühlen und denen anderer abzielen, um ein besseres Verständnis für zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern.
  5. Zusammenarbeit mit Experten: Ziehe in Betracht, Experten für Psychologie oder Sozialarbeit einzuladen, um den Jugendlichen weitere Einblicke in die Themen der Serie zu geben und Fragen zu klären.

Medientipp: Kommunikationstafeln

Die Webseite kommunikationstafel.ch widmet sich dem wichtigen Thema der Unterstützten Kommunikation und deren Bedeutung für die Inklusion von Menschen, die Schwierigkeiten in der verbalen Kommunikation haben. Kommunikation ist ein grundlegendes Menschenrecht, das alle Menschen betrifft. Viele benötigen Unterstützung, um sich mit anderen verständigen zu können, sei es aufgrund von Sprachbarrieren oder anderen Beeinträchtigungen. Durch spezifische Hilfsmittel und Methoden der Unterstützten Kommunikation können Menschen ihre Wünsche, Fragen und Gedanken ausdrücken, was ihre Selbstständigkeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fördert.

Die Kommunikationstafel bietet eine Vielzahl von Tafeln für öffentliche Bereiche an, die speziell für Spielplätze, Museen und Bibliotheken konzipiert sind. Diese Tafeln sind darauf ausgelegt, den Zugang zu kulturellen und sozialen Angeboten für Menschen mit Sprachschwierigkeiten zu erleichtern. Ziel der Initiative ist es, öffentliche Orte inklusiver zu gestalten, sodass alle Menschen, unabhängig von ihren Kommunikationsfähigkeiten, an diesen Orten teilnehmen können.

Streaming-Tipp: 2 Dokumentationen über Kinder und Jugendliche

“Jung. Radikal. Organisiert. – Wie gefährlich ist die Neonazi-Jugend?” (ZDF)
Die Dokumentation behandelt die alarmierende Zunahme rechtsextremer Straftaten, die im Jahr 2024 einen neuen Höchststand erreicht haben. Besonders im Fokus stehen die oft sehr jungen Täter, die durch brutale Gewalttaten gegen politische Gegner auffallen. Die Reportage untersucht, wie diese Jugendlichen in extremistische Ideologien hineingezogen werden und welche gesellschaftlichen sowie sozialen Faktoren dabei eine Rolle spielen. Es wird analysiert, inwieweit Fußball und andere kulturelle Elemente als Plattformen für die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen dienen. Die Dokumentation fordert ein verstärktes Bewusstsein für die Gefahren, die von der Neonazi-Jugend ausgehen, und die Notwendigkeit, präventive Maßnahmen zu ergreifen.

“Corona-Pandemie: die Jugend leidet bis heute” (3sat)
In dieser Sendung wird aufgezeigt, dass Kinder und Jugendliche auch Jahre nach den Corona-Maßnahmen wie Schulschließungen und Lockdowns unter den psychischen Folgen leiden. Eine aktuelle Studie verdeutlicht, dass Themen wie die Pandemie, globale Krisen, wirtschaftliche Unsicherheiten und der Klimawandel den Jugendlichen große Sorgen bereiten. Um die psychische Gesundheit der Schüler zu unterstützen, setzen viele Schulen Mental Health Coaches ein, die Fachleute aus der Sozialpädagogik und Psychologie sind. Diese Coaches bieten den Schülern die Möglichkeit, offen über ihre Probleme und Ängste zu sprechen, was als wichtiger Schritt zur Bewältigung der nachhaltigen Auswirkungen der Pandemie angesehen wird.

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Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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