April ist Monat der Neurodiversität: Tipps für Jugendleiter*innen

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Jeder Mensch ist einzigartig, und das gilt insbesondere für die Art und Weise, wie wir denken, fühlen und lernen. Der April ist Monat der Neurodiversität, auch Neurodiversity Awareness Monat, eine Zeit, um das Bewusstsein für neurodiverse Menschen zu schärfen und ihre besonderen Stärken sowie Herausforderungen zu feiern. Für Jugendleiter*innen ist es wichtig, inklusive Umgebungen zu schaffen, in denen alle Teilnehmenden sich wohlfühlen und entfalten können. Im Folgenden werden praktische Tipps vorgestellt, wie auf neurodiverse Bedürfnisse eingegangen werden kann.

Neurodiversität verstehen

Neurodiversität umfasst unterschiedliche neurologische Bedingungen wie Autismus, ADHS, Dyslexie und viele andere. Diese Unterschiede sind nicht als Defizite zu betrachten, sondern als Variationen menschlicher Erfahrung, die wertvolle Perspektiven und Fähigkeiten mit sich bringen.

Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich in sozialen Interaktionen, Kommunikation und Verhaltensmustern äußert. Menschen mit Autismus können Schwierigkeiten haben, nonverbale Signale zu verstehen und soziale Beziehungen aufzubauen, bringen jedoch oft besondere Fähigkeiten in spezifischen Interessensgebieten mit.

ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) ist eine häufige neurologische Störung, die sich durch Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität auszeichnet. Betroffene Personen können Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren, Aufgaben zu organisieren und ihre Impulse zu kontrollieren, zeigen jedoch häufig hohe Kreativität und Energie.

Dyslexie ist eine spezifische Lernstörung, die das Lesen und Schreiben betrifft. Menschen mit Dyslexie haben oft Schwierigkeiten, Wörter zu erkennen und sie korrekt zu schreiben, obwohl ihre allgemeine Intelligenz nicht beeinträchtigt ist. Viele entwickeln effektive Strategien, um ihre Herausforderungen zu überwinden und zeigen außergewöhnliche Fähigkeiten in anderen Bereichen.

Ein Bewusstsein für diese Vielfalt ist entscheidend, um Vorurteile abzubauen und Akzeptanz zu fördern.

Schaffung einer inklusiven Umgebung

Eine inklusive Umgebung ist der Schlüssel zur Unterstützung neurodiverser Teilnehmender. Es kann hilfreich sein, eine Einführung in das Thema Neurodiversität zu geben. Dabei sollten die Bedingungen, die unter diesen Begriff fallen, erklärt und die Stärken, die jede Person in die Gruppe einbringt, betont werden. Der Gruppenraum sollte so gestaltet werden, dass er unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht wird. Rückzugsorte für stille Momente und Bereiche für aktive Bewegungen ermöglichen es den Teilnehmenden, sich zurückzuziehen oder sich zu bewegen, je nach ihren individuellen Bedürfnissen.

Darüber hinaus ist es wichtig, individuelle Unterstützung anzubieten, wenn dies nötig ist. Dies kann durch spezielle Materialien, angepasste Aufgaben oder zusätzliche Zeit für Aktivitäten geschehen, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.

Aktive Einbindung der Teilnehmenden

Die aktive Einbindung aller Teilnehmenden ist entscheidend für das Gruppenerlebnis. Die Teilnehmenden sollten in die Planung von Aktivitäten einbezogen werden, da ihre Interessen und Ideen wertvoll sind und zur Gestaltung der Gruppenstunden beitragen. Projekte, an denen alle teilnehmen können, wie das Erstellen eines Wandgemäldes oder das Planen eines Events, fördern die Teamarbeit und ermöglichen es den Teilnehmenden, ihre Stärken einzubringen.

Zudem ist es wichtig, eine offene Feedback-Kultur zu etablieren, die dazu ermutigt, Meinungen zu äußern und Vorschläge zu machen. Auf diese Weise wird deutlich, dass die Stimmen der Teilnehmenden gehört werden und dass ihre Meinungen wertvoll sind.

Sensibilisierung durch kreative Aktivitäten

Kreative Aktivitäten können dazu beitragen, das Bewusstsein für neurodiverse Themen zu schärfen. Kunstprojekte, bei denen die Teilnehmenden Kunstwerke schaffen, die ihre Erfahrungen oder Perspektiven darstellen, können in Form von Malerei, Collagen oder Skulpturen durchgeführt werden. Kunst ist ein kraftvolles Medium, um Gefühle auszudrücken und Verständnis zu fördern.

Darüber hinaus können Rollenspiele genutzt werden, um Empathie zu fördern. Indem die Teilnehmenden in verschiedene Rollen schlüpfen, erhalten sie die Möglichkeit, die Herausforderungen und Stärken anderer besser nachzuvollziehen.

Der Austausch von persönlichen Geschichten kann ebenfalls das Verständnis und die Verbindung innerhalb der Gruppe fördern. Dies kann durch Schreiben, Vorlesen oder digitale Medien geschehen, wodurch ein Raum geschaffen wird, in dem sich alle Teilnehmenden einbringen können.

Ressourcen und Unterstützung

Vorhandene Ressourcen sollten genutzt werden, um sich weiterzubilden und Unterstützung zu finden. Die Teilnahme an Workshops oder Schulungen zum Thema Neurodiversität bietet wertvolle Informationen und Strategien, um besser auf die Bedürfnisse der Gruppe einzugehen. Außerdem können Bücher, Artikel und Online-Ressourcen, die sich mit Neurodiversität befassen, dabei helfen, ein tieferes Verständnis für die Themen zu entwickeln und neue Ansätze zu finden.

Einige Buchtipps:

  • “Was ist eigentlich ADHS?” von Hannah Schmidtpott
  • “Wie Welt der Frauen und Mädchen mit AD(H)S” und “Wie Welt autistischer Frauen und Mädchen”
  • “Kirmes im Kopf” von Angelina Boerger
  • “Different, Not Less” von Chloé Hayden

Der Austausch mit anderen Jugendleiter*innen oder Fachleuten, die Erfahrung im Umgang mit neurodiversen Teilnehmenden haben, kann ebenfalls wertvolle Unterstützung bieten. Ein Netzwerk aufzubauen, ermöglicht es, Ideen und Erfahrungen auszutauschen, um gemeinsam effektivere Strategien zu entwickeln.

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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