Freut ihr euch schon auf das nächste Ferienlager mit eurer Meute? Da seid ihr bestimmt nicht die Einzigen! Die abenteuerlustigen Jugendlichen, die ihr mit auf eine spannende Reise nehmt, können es sicher auch kaum mehr erwarten, bis der offizielle Startschuss für das Feriencamp fällt. Als Jugendbetreuer*innen solltet ihr aber nicht nur Spiel und Spaß im Gepäck haben, sondern auch für den Ernstfall gerüstet sein. Hier gebe ich euch Tipps für den Umgang mit einem Notfall im Ferienlager.
Warum für einen Notfall gewappnet sein?
Ob ein unvorhergesehener Sturz beim Skateboarden, ein unheilvoller Insektenstich beim Chillen in der Wiese oder eine schmerzhafte Platzwunde beim Volleyballspiel: Ein Unfall ist im Ferienlager schnell passiert. In den meisten Fällen reichen Erste-Hilfe-Maßnahmen aus, um verletzten Camper*innen zur Seite zu stehen. Als Betreuer*innen müsst ihr im Ferienlager jedoch auch mit Notfällen rechnen.
Natürlich ist es wichtig, optimistisch zu bleiben, damit die Freude an der gemeinsamen Auszeit ungetrübt bleibt, aber das Wohlbefinden der Jugendlichen habt ihr nun mal nicht völlig in der Hand. Falls ihr also tatsächlich mit dem Ernstfall konfrontiert werdet, müsst ihr richtig reagieren. Schließlich seid ihr dafür verantwortlich, dass jede*r Camper*in nach dem Feriencamp wieder wohlbehalten nachhause zurückkehrt. Im Folgenden habe ich euch einen nützlichen Notfallplan zusammengestellt.
Ruhe bewahren
Wenn ein Notfall eingetreten ist, müsst ihr davon ausgehen, dass meistens – je nach Unfallsituation – heilloses Chaos im Feriencamp herrscht. Unruhiges Stimmengewirr, verängstigtes Hin- und Herlaufen und die Entstehung einer Menschentraube um das Unfallopfer machen es schwer, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. In einer solchen Ausnahmesituation müsst ihr als Betreuer*innen unbedingt sicherstellen, dass nicht auch ihr in Panik geratet.
Damit ihr bei einem Notfall richtig reagieren könnt, solltet ihr also unbedingt darauf achten, dass ihr die Ruhe bewahrt. Schließlich ist es nur mit einem klaren Kopf möglich, verantwortungsvolle Maßnahmen zu treffen. Außerdem könnt ihr so dazu beitragen, dass ihr die – höchstwahrscheinlich aufgebrachte – Jugendgruppe ebenfalls beruhigt.
Sinnvolle Aufgabenverteilung
Im Ferienlager seid ihr normalerweise nicht komplett auf euch selbst gestellt – besonders im Ernstfall ist das ein großer Vorteil. Zusammen mit den anderen Betreuer*innen könnt ihr für eine sinnvolle Aufgabenverteilung sorgen. Während sich eine*r von euch um die Erstversorgung des*r verletzten Camper*in kümmert, können die anderen das Wohlbefinden der restlichen Jugendlichen sicherstellen.
Wichtig ist auch, dass eine*r von euch für wichtige Telefonate zuständig ist. So müssen im Notfall sowohl die Rettung als auch die Eltern kontaktiert werden. Es gilt hier also: Nicht nur Lehrer müssen Eltern informieren, wenn auf einer Klassenfahrt etwas passiert ist. Auch im Feriencamp seid ihr als Betreuer*innen dazu angehalten, die Eltern zu verständigen und sie über das Unfallgeschehen ihres Kindes zu informieren – das ist Teil eurer Aufsichtspflicht.
Notruf wählen
Wenn es sich um einen Notfall handelt, solltet ihr natürlich schleunigst die medizinischen Rettungskräfte kontaktieren. Dazu müsst ihr keine komplizierten Handynummern auswendig lernen – mit der Notrufnummer 112 erreicht ihr immer die Rettungsleitstelle. Selbst wenn ihr euch für die Dauer des Feriencamps an einem abgeschiedenen Ort befindet und ihr keinen Handyempfang habt, könnt ihr euch trotzdem mit der Rettung in Verbindung setzen.
Am Telefon ist es wichtig, dass ihr alle W-Fragen gut beantwortet, wenn ihr den Einsatzkräften den Unfallhergang beschreibt. So stellt ihr sicher, dass die Rettung topinformiert ist und sich somit bestmöglich vorbereiten kann.
Erste Hilfe leisten
Nachdem ihr den Notruf gewählt habt, gibt es in der Regel einiges, was ihr vor dem Eintreffen der Rettungskräfte am Unfallort tun könnt. Anstatt tatenlos dabei zuzusehen, wie es dem verletzten Jugendlichen immer schlechter geht, solltet ihr unbedingt lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten. Hier möchte ich euch ein paar Beispiele geben, wie ihr in ganz konkreten Situationen Hilfe leisten könnt.
- Kreislaufstillstand
Bei einem Kreislaufstillstand dürft ihr keine Zeit verlieren. Wenn also der verletzte Jugendliche bewusstlos ist und gleichzeitig keinen Puls hat und nicht mehr atmet, solltet ihr auf jeden Fall eine Herzdruckmassage mit Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen:
- Drückt 30x hintereinander kraftvoll auf die Mitte des Brustkorbes.
- Macht im Anschluss zwei Mund-zu-Mund-Beatmungen.
- Setzt dann wieder mit der Herzdruckmassage fort.
- Wiederholt diesen Vorgang so lange, bis entweder der*die Jugendliche wieder atmet oder die Rettungskräfte eingetroffen sind.
- Bewusstlosigkeit
Falls das Unfallopfer das Bewusstsein verloren hat, aber noch atmet, solltet ihr es in die stabile Seitenlage bringen – solange bis die Rettung vor Ort ist. Dreht den*die Jugendliche*n dazu auf eine Körperseite und geht wie folgt vor:
- Winkelt das obere Bein an.
- Platziert den unteren Arm (mit der Handfläche nach oben) neben den Kopf.
- Kreuzt den anderen Arm darüber.
- Legt den Kopf des Jugendlichen leicht in den Nacken.
- Blutungen
Auch bei z. B. einer Platzwunde solltet ihr als Betreuer*innen erste Hilfe leisten und versuchen, die Blutung zu stoppen. Legt dazu einen Druckverband an, damit der*die Jugendliche nicht gefährlich viel Blut verliert. Dazu befolgt ihr diese Schritte:
- Streift euch Einmalhandschuhe über.
- Lagert das verletzte Körperteil hoch.
- Bringt eine Wundauflage an der betroffenen Stelle an.
- Fixiert die Wundauflage mit einer Mullbinde.
- Platziert den Druckpolster.
- Lagert das Körperteil weiterhin hoch.
Gut vorbereitet für den Ernstfall!
Wenn ihr als Jugendbetreuer*innen in einem Feriencamp tätig seid, solltet ihr auf diese abenteuerreiche Zeit bestens vorbereitet sein. Dazu gehören nicht nur Spiele, Workshops, Geschichten und Bastelideen, sondern auch der richtige Umgang bei einem Unfall. Mit diesen Tipps seid ihr für den Notfall im Ferienlager gewappnet!