Umgang mit trauernden Kindern in der Jugendarbeit: Ein Ratgeber für Jugendleiter*innen

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Als Jugendleiter*in begegnest du in deiner Arbeit verschiedenen Situationen, in denen Kinder und Jugendliche Unterstützung brauchen. Eine dieser Situationen ist der Umgang mit Trauer. Sei es der Verlust eines Familienmitgliedes, eines Freundes oder eines Haustieres – Trauer ist ein natürlicher Bestandteil des Lebens. Auch wenn du als Jugendleiter*in keine professionelle Trauerbegleitung anbieten kannst, gibt es Möglichkeiten, trauernden Kindern und Jugendlichen in deiner Gruppe beizustehen. In diesem Leitfaden gehe ich auf verschiedene Aspekte der Trauerarbeit ein und gebe dir Tipps, wie du trauernden Kindern in der Jugendarbeit helfen kannst.

Trauer verstehen

Bevor wir uns mit praktischen Tipps für den Umgang mit trauernden Kindern beschäftigen, ist es wichtig, ein grundlegendes Verständnis von Trauer und Trauerprozessen zu entwickeln. Trauer ist eine natürliche Reaktion auf einen Verlust und kann sich individuell sehr unterschiedlich äußern. Es gibt keine “richtige” oder “falsche” Art zu trauern und auch die Dauer des Trauerprozesses ist individuell verschieden. Als Jugendleiter*in ist es wichtig, diese Vielfalt der Trauererfahrungen anzuerkennen und trauernden Kindern gegenüber einfühlsam und verständnisvoll zu sein.

Trauer erkennen

Trauer kann sich auf unterschiedliche Weise äußern. Manche Kinder ziehen sich zurück, andere werden aggressiv oder reagieren emotionaler als sonst. Manche Kinder zeigen auch körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Kopfschmerzen. Achte auf solche Veränderungen im Verhalten der Kinder in deiner Gruppe und sprich sie behutsam darauf an, wenn du dir Sorgen machst.

Den richtigen Umgang finden

Wenn ein Kind in deiner Gruppe trauert, ist es wichtig, einfühlsam und verständnisvoll zu reagieren. Hier einige Tipps, wie du trauernde Kinder unterstützen kannst:

Zeige Anteilnahme

Anteilnahme zeigen bedeutet, dem Kind zu signalisieren, dass du für es da bist und seine Gefühle akzeptierst. Du kannst zum Beispiel sagen: “Ich habe gehört, dass du gerade eine schwere Zeit durchmachst. Wenn du darüber reden möchtest, bin ich für dich da”. Gib dem Kind Raum, über seine Gefühle zu sprechen, aber dränge es nicht dazu, wenn es nicht möchte.

Unterstützung anbieten

Frage das Kind, ob du etwas für es tun kannst. Vielleicht möchte es in den Arm genommen oder einfach nur in Ruhe gelassen werden. Jedes Kind hat andere Bedürfnisse, aber es ist wichtig, dass es weiß, dass du für es da bist und es unterstützt.

Raum für Trauer schaffen

In der Jugendarbeit kann es hilfreich sein, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem Kinder und Jugendliche über ihre Trauer sprechen können. Das kann zum Beispiel eine Gesprächsrunde sein, in der jeder die Möglichkeit hat, über seine Gefühle zu sprechen. Achte darauf, dass die Atmosphäre in solchen Gesprächsrunden offen und wertschätzend ist und die Privatsphäre der Kinder gewahrt bleibt.

Gemeinsame Aktivitäten planen

Gemeinsame Aktivitäten können trauernden Kindern helfen, Ablenkung und Unterstützung in der Gruppe zu finden. Dies kann zum Beispiel ein gemeinsames Spiel oder ein kreatives Projekt sein, bei dem die Kinder ihre Gefühle ausdrücken können, wie z.B. das Gestalten eines Erinnerungsbuches oder das Malen eines Bildes.

Geduld haben

Trauerprozesse können lange dauern und es ist wichtig, dass du als Jugendleiter*in Geduld zeigst. Gib dem Kind Zeit, seine Trauer zu verarbeiten und sei auch in schwierigen Zeiten für das Kind da.

Wann ist professionelle Hilfe notwendig?

Obwohl du als Jugendleiter*in trauernden Kindern in vielerlei Hinsicht beistehen kannst, gibt es Situationen, in denen professionelle Hilfe notwendig ist. Wenn du beobachtest, dass ein Kind in seinem Trauerprozess über einen längeren Zeitraum keine Fortschritte macht, sich zurückzieht, anhaltend aggressiv oder depressiv wird, solltest du das Thema professionelle Hilfe ansprechen. Sprich zunächst mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten des Kindes und schildere ihnen deine Beobachtungen. Gemeinsam könnt ihr dann entscheiden, ob eine professionelle Trauerbegleitung oder therapeutische Unterstützung sinnvoll ist.

Selbstfürsorge für Jugendleiter*innen

Der Umgang mit trauernden Kindern kann auch für dich als Jugendleiter*in emotional belastend sein. Deshalb ist es wichtig, auf deine eigene Selbstfürsorge zu achten. Hier sind einige Tipps, wie du auf dich selbst achten kannst:

Grenzen setzen

Es ist wichtig, dass du deine eigenen Grenzen kennst und respektierst. Du bist keine professionelle Trauerbegleiterin und es ist in Ordnung, wenn du nicht alle Antworten hast oder nicht immer die richtigen Worte findest. Gib dein Bestes, um den Kindern zu helfen, aber überfordere dich nicht.

Mit anderen Jugendleiterinnen sprechen

Der Austausch mit anderen Jugendleiter*innen kann dir dabei helfen, deine eigenen Gefühle und Erfahrungen im Umgang mit trauernden Kindern zu verarbeiten. Teile deine Sorgen und Erfolge bei regelmäßigen Treffen oder Supervisionen und lerne voneinander.

Nimm dir Zeit für dich selbst

Achte darauf, dass du auch Zeit für dich selbst hast, um dich zu erholen und deine Batterien wieder aufzuladen. Plane regelmäßige Pausen in deinen Alltag ein und achte auf ausreichend Schlaf, Bewegung und gesunde Ernährung.

Suche dir bei Bedarf professionelle Unterstützung

Wenn du merkst, dass der Umgang mit trauernden Kindern deine eigene psychische Gesundheit beeinträchtigt, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Manchmal ist es hilfreich, mit einer Therapeutin oder einem Berater*in über die eigenen Gefühle und Belastungen zu sprechen.

Fazit

Der Umgang mit trauernden Kindern in der Jugendarbeit ist eine herausfordernde, aber auch bereichernde Aufgabe. Als Jugendleiter*in kannst du trauernden Kindern in deiner Gruppe Halt und Unterstützung bieten und ihnen helfen, ihre Trauer zu verarbeiten. Achte dabei immer auf deine eigenen Grenzen und achte auf dich selbst. Mit Einfühlungsvermögen, Geduld und Verständnis kannst du einen wertvollen Beitrag dazu leisten, dass trauernde Kinder in deiner Gruppe wieder Mut und Zuversicht schöpfen.

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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