Wieder einmal habe ich nach aktuellen Studien und relevanten Artikel gesucht, die euch in eurer Jugendarbeit helfen sollen, eure Kinder und Jugendlichen besser zu verstehen und mit ihnen tiefgreifende Gespräche zu führen. Hier die News zum August 2024.
Wie Jugendleiter*innen das wissenschaftliche Denken von Kindern und Jugendlichen fördern können
Eine neue Studie der Universität Vechta zeigt, dass die Art und Weise, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen, einen großen Einfluss auf die spätere Intelligenz und das wissenschaftliche Denken der Kinder hat. Die Studie untersuchte die “epistemischen Überzeugungssysteme” der Eltern, also ihre Ansichten darüber, was Wissen ist und wie es entsteht.
Die Studie identifizierte drei Typen von Überzeugungssystemen bei Eltern:
- Absolutistisch: Wissen ist fest und unveränderlich.
- Multiplistisch: Jede Meinung ist gleich gültig.
- Evaluativistisch: Wissen ist vorläufig und kann durch neue Erkenntnisse überholt werden.
Kinder, deren Eltern ein evaluativistisches Überzeugungssystem hatten, waren laut der Studie besser im wissenschaftlichen Denken und Experimentieren.
Schlussfolgerungen für Jugendleiter*innen:
- Vermittelt Kindern und Jugendlichen, dass Wissen veränderlich und nicht in Stein gemeißelt ist. Wissenschaft bildet den aktuellen Stand der Forschung und des Wissens ab.
- Regt Kinder und Jugendlichen an, Fragen zu stellen und Dinge zu hinterfragen, anstatt nur Fakten zu vermitteln.
- Tauscht Rollen mit Kindern und Jugendlichen – seid nicht nur in der “Erklärer”-Rolle, sondern hört auch ihre Fragen und Perspektiven an.
- Motiviert Kinder und Jugendlichen, Experimente durchzuführen und selbst herauszufinden, wie Dinge funktionieren.
- Fördert ein Verständnis dafür, dass es verschiedene Meinungen und Herangehensweisen geben kann, die alle ihre Berechtigung haben und bleibt trotzdem bei einer Unterscheidung zwischen Fakten und Meinungen.
Insgesamt geht es darum, einen evaluativistischen Umgang mit Wissen vorzuleben und die Kinder und Jugendlichen dabei zu unterstützen, selbstständig, hinterfragend und experimentierfreudig an Themen heranzugehen.
Vom Mitreden zum Mitbestimmen: Jugendleiter*innen als Förderer der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
Eine Studie des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigt Mängel bei den Beteiligungsrechten für Kinder und Jugendliche in Deutschland auf. Demnach müssen die Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen auf allen föderalen Ebenen deutlich ausgebaut werden. Dazu zählen die Verankerung von Kinderrechten und Beteiligungsrechten im Grundgesetz und in den Länderverfassungen, der Ausbau bestehender Beteiligungsrechte sowie der flächendeckende Ausbau von beteiligungsfördernden Strukturen. Auch die Einrichtung von Kinder- und Jugendbeauftragten, Fach- und Servicestellen sowie die Ausweitung unmittelbarer Beteiligungsmöglichkeiten werden gefordert.
Schlussfolgerungen für Jugendleiter*innen:
- Fördert die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in euren Gruppenstunden und Ferienlägern aktiv. Ermutigt sie, ihre Meinungen und Ideen einzubringen und beteiligt sie an Entscheidungsprozessen.
- Seid Vorbilder und lebt eine Kultur der Beteiligung. Zeigt den Kindern und Jugendlichen, dass ihre Perspektiven ernst genommen und wertgeschätzt werden.
- Vernetzt euch mit Kinder- und Jugendverbänden, um euch über Best Practices und Handlungsoptionen zur Stärkung der Beteiligungsrechte auszutauschen. Informiert euch auch über die Forderungen und politischen Initiativen des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Mehr zum Thema Partizipation erfahrt ihr hier bei mir im Blog mit einem eigenen eBook.
Kinder lesen gerne Printmedien
Dieser Artikel berichtet über die Ergebnisse des Kids-Medien-Kompass der Burda-Tochter Blue Ocean. Demnach haben Kinder im Alter von 3 bis 13 Jahren im Durchschnitt fast 18 Euro pro Monat an Taschengeld zur Verfügung – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Interessanterweise erhalten Mädchen in diesem Alter mit 18,14 Euro sogar etwas mehr Taschengeld als Jungen mit 17,74 Euro. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass das Lesen von Kinderzeitschriften nach wie vor eine sehr beliebte Beschäftigung unter Grundschulkindern ist – 82 Prozent der Grundschüler*innen lesen regelmäßig Kinderzeitschriften.
Schlussfolgerungen für Jugendleiter*innen:
- Ihr könnt das Interesse der Kinder und Jugendlichen an Printmedien nutzen, indem ihr in euren Gruppenstunden und Ferienlagern Kinderzeitschriften bereitstellt und gemeinsam durchblättert. Diskutiert mit ihnen über die Inhalte und regt sie an, eigene Beiträge zu verfassen.
- Versucht herauszufinden, wofür die Kinder und Jugendlichen in eurer Gruppe ihr Taschengeld ausgeben. Bietet ihnen Anregungen, wie sie es sinnvoll investieren können, z.B. für Bücher, Spiele oder Materialien für kreative Aktivitäten.
- Nutzt die Erkenntnisse über das Leseverhalten von Grundschulkindern, um eure Angebote attraktiv zu gestalten. Bezieht die Kinder aktiv in die Planung ein und berücksichtigt ihre Interessen und Vorlieben.
Der Kids-Medien-Kompass wurde von der Burda-Tochter Blue Ocean erstellt. Als großer Medienkonzern und Herausgeber vieler Zeitschriften für Kinder und Jugendliche hat Burda ein Interesse daran, die Mediennutzung dieser Zielgruppe genau zu beobachten und den Fokus auf Zeitschriften zu legen.
Zukunft der Jugend braucht mehr Förderung
Jugendverbände kritisieren den Entwurf für den Bundeshaushalt 2025. Sie bemängeln, dass im aktuellen Haushaltsentwurf nicht genügend Mittel für ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vorgesehen sind. Die Verbände argumentieren, dass die Jugendarbeit wichtig für die Zukunft der Gesellschaft ist, aber chronisch unterfinanziert wird. Sie fordern daher, dass die Regierung deutlich mehr Geld für Jugendinitiativen, Freizeiten und Bildungsangebote bereitstellt.
Empfehlungen für Jugendleiter*innen:
Ihr könnt diese Kritik und Forderungen der Jugendverbände nutzen, um euch für mehr Unterstützung in eurer eigenen Arbeit einzusetzen. Macht deutlich, wie wichtig eure Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist und wie sehr sie von einer besseren finanziellen Ausstattung profitieren würde. Nutzt die öffentliche Debatte, um eure Anliegen bekannt zu machen und Druck auf die politischen Entscheidungsträger auszuüben.